Ein Sohn rekonstruiert das Leben seines Vaters: Erziehung im kaiserlichen Kadettenkorps, steile Karriere als Journalist und Autor in der Weimarer Republik und im Dritten Reich sowie als anerkannter Blut- und Bodenschriftsteller. Dann Kriegsberichterstatter an fast allen Fronten. Hitler ruft den Vater auf den Obersalzberg, er soll dort ein Buch über sein Alpenidyll schreiben.
Nach 1945 folgte der Absturz: Lange Haftjahre in DDR-Zuchthäusern, Heimkehr nach Westdeutschland in eine ihm fremde Wirtschaftswunderwelt und starres Festhalten am NS-Weltbild. Es folgten erbitterte Konflikte mit dem heranwachsenden Sohn und der frühe, unvorhergesehene einsame Tod des Vaters. Der Sohn geht zu den 68ern, um sich von diesem schweren Erbe zu befreien. Aber diese Hoffnung erfüllte sich nicht …
Dieses autobiographische Buch schildert eine tragische Vater-Sohn-Beziehung, die aber nicht nur familiären Charakter hat, sondern zugleich ein Stück deutscher Zeitgeschichte ausdrückt. Der Vater Curt Strohmeyer war im Dritten Reich ein prominenter Journalist – zuletzt an Joseph Goebbels Wochenzeitung „Das Reich“. Zugleich schrieb er zahlreiche Blut- und Bodenromane, die große Auflagen erzielten. Als Berichterstatter in Hitlers Krieg verfasste er – besonders über Polen und Russen – im vorgeschriebenen Stil der NS-Propaganda Texte von abgründiger Unmenschlichkeit. Hitler selbst rief ihn dann zum Jahreswechsel 1943/44 auf den Obersalzberg, er sollte ein Buch über das Alpenidyll des Führers schreiben. Der Text erschien aber nicht mehr, der Vater hinterließ aber ein Tagebuch über seine Zeit dort.
1949 wurde der Vater in der Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ) verhaftet und wegen seiner NS-Aktivitäten von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. Er saß sieben Jahre dieser Strafe in den berüchtigten Lagern Bautzen und Torgau ab. Dann kehrte er nach einer Amnestie _ gesundheitlich und seelisch schwer angeschlagen – zu seiner Familie nach Westdeutschland zurück. Er kann hier keinen Anschluss mehr an die bundesdeutsche Wirklichkeit finden. Vor allem das Verhältnis zu seinem Sohn zerbricht an dem gegenseitigen Nicht-Verstehen, denn der Vater hat seine Weltanschauung nicht geändert und will auch ihn mit ihr belasten. Der Vater stirbt vereinsamt 1960. Der Sohn muss sich lange mit diesem schweren Erbe auseinandersetzen. Er meint, die innere Lösung vom Vater durch Teilnehme an der Revolte von 1968 zu schaffen, als die jungen Rebellen den Vätern die NS-Masken vom Gesicht rissen. Aber dieser Weg war für ihn nicht erfolgreich, er musste eine andere Lösung für sich finden…
- Veröffentlicht am Dienstag 5. November 2024 von IATROS
- ISBN: 9783937439884
- 132 Seiten
- Genre: Jugendbücher ab 12 Jahre, Kinder- und Jugendbücher