Venedig, 1911

Eine Entsublimierung

von

Ein erfolgreicher deutscher Dichter will im Grand Hôtel einige Tage mit einem Jungen Alles Schöne geniessen:

„Wie lächerlich ist der Glaube, dieses harmlose Vergnügen vermöchte einen Künstler zu zerstören! Wie kann ein ächter Künstler sich entfalten -, sollte es auch das gesunde Volksempfinden verletzen -, wenn er sich von kleinbürgerlichen Vorurteilen einschränken lässt?“

Anders als in Thomas Manns Meisternovelle „Der Tod in Venedig“ kommt in Martin Franks „Venedig, 1911“ auch Tazio zu Wort:

„Und, sollte ich hier ins Bett pissen, drohte sie mir gleich klafterweise Prügel, dass sie mich an ein Pflockhaus für Seeleute in Triest verkaufen würde, wo – was folgte, ist zu ordinär, um es niederzuschreiben. Können Sie es sich vorstellen, ohne zu erröten? – denn nun hing, merkte ich, auch Rosa davon ab, dass ich den dottore um einen Finger nach dem andern wickelte.“