„So gefällt mir die Welt!“! Es ist nicht einfach, Gemäuer und Kanäle von Venedig in Verse zu fassen. Zu viele haben es zuvor getan. Jeder meint, den Ort zu kennen. Die Dichterin ist das Wagnis eingegangen. Und sie hat die Stadt in einen Tanzboden verwandelt, in eine Singakademie. Überall schwingt es und singt es. Da ist der Rhythmus, da ist die Assonanz, beide machen dieses Wunder möglich. Und das nicht nur in einem einzelnen Text, sondern in einem Zyklus. Die Dichterin will viel. Sie will nicht einfach nur moderne Verse in Kleinschrift, wie bei Stefan George (1868–1933) zu finden. Sie will auch das Bild ihrer Verse so wie der chinesische Dichter und Maler Wang Wei (701–761) lange vor ihr. Sie will das Gesamtkunstwerk, damit kein Wunsch verloren geht (Nr. 32). Daher zeichnen sich all ihre Gedichtbände durch Gemälde aus. Diese Gemälde sind die Masken der Gedichte und umgekehrt. (Vgl. Nr. 20) So erlebt die aufmerksame Leserschaft einen mehrfachen Maskenball. Wird auch ihr das Fest vergehen? Nicht unbedingt, denn Bücher haben die Eigenschaft zu bleiben, wenn man sie nicht aus der Hand legt. Dann mag sie sich selber in einen Traumschreiber (Nr. 43) oder einen Wassermaler (Nr. 21) verwandeln und sich auf den via viatoris nach Venedig begeben. Der Weg führt bekanntlich weiter bis Hangzhou, wo die Alten heute noch mit Wasser Zeichen auf die Böden malen und Marco Polo im Traum Stadtschreiber ist. Aus dem Nachwort von Wolfgang Kubin
- Veröffentlicht am Sonntag 28. Juli 2013 von Universitätsverlag Brockmeyer
- ISBN: 9783819609237
- 70 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik