Verfilmte Gedichte – gibt es das? Ja und ob! Weltweit erfreuen sich Poetryfilme aus der filmisch-literarischen Subkultur einer wachsenden Popularität. Das „ZEBRA Poetry Film Festival“ in Berlin ist eines ihrer wichtigsten Foren. In den Feuilletons jedoch ist man sich als Schützer des ‚Hochkulturguts Lyrik’ uneinig, was davon zu halten sei, während innovative Lehrer eine Chance sehen, Dichtung ihren multimedial versierten Schülern von heute nahe zu bringen. Gedichte verfilmen – wie funktioniert das überhaupt? Wie können sprachliche Kunstwerke verfilmt werden, die keinerlei Handlung aufweisen, subjektive Gefühlswelten zur Schau stellen und sich dazu noch reimen? In der Forschung wurde das Phänomen Poetryfilm bisher weitgehend ignoriert, weder Literatur- noch Medienwissenschaften fühlten sich für den interdisziplinären Gegenstand zuständig. Simin Nina Littschwager schließt nun diese Lücke, indem sie medienspezifische Zweifel ausräumt und die Herausforderungen aufzeigt, denen sich ein Regisseur stellen muss, um die als unübersetzbar geltende Gattung Lyrik in bewegte Bilder umzuwandeln. In Analogie zu Literaturverfilmungen stellt sie zentrale Gedichtstrukturen heraus, die sich für eine filmische Interpretation eignen. Exemplarisch verdeutlicht wird dies an Filmclips aus Ralf Schmerbergs Film ‚Poem‘. Darüber hinaus geht die Autorin der Frage nach, inwiefern historische Verbindungen zwischen Film und Lyrik bestehen. Schon Bernardo Bertolucci wusste: „Cinema is the true poetic language”.
Verfilmung von Lyrik
Mit Beispielanalysen aus dem Film 'Poem'