Verliebt

Geschichten von Liebe und Leidenschaft

von

»Dann aber ließ Henry sie aus zwei Gründen sitzen. Er konnte ihre Mutter nicht ausstehen, und ihre Mutter konnte ihn nicht ausstehen.« So einfach geht es selten zu bei D.H. Lawrence. Denn wenn Lawrence von Liebe und Leidenschaft erzählt, geht es auch um das Gegenteil – um Hass und Eifersucht, um die Schwierigkeiten einer erfüllten Zweisamkeit, um die Unmöglichkeit, sich zu finden und sich zu offenbaren – kurz, sich zu lieben. Oft sind es Details, die eine Beziehung erschüttern: Ein weißer Strumpf wird in der gleichnamigen Erzählung Anlass für eine Eifersuchtsszene, die ein junges Eheglück erschüttert. Die blauen Mokassins, die in einer Theateraufführung als Requisite dienen, sind Symbol für den unüberbrückbaren Altersunterschied eines Paars. In ›Verliebt‹ gerät eine junge Frau kurz vor der Hochzeit in eine Krise: Entsetzt merkt sie, dass ihr Bräutigam in sie verliebt ist – aber ›liebt‹ er sie auch? »Du hasst es, dass du mich lieben musst« (›Neue Eva und Alter Adam‹), »Du hast mich nie mich selbst sein lassen« (›Frühlingsschatten‹), »Mit ihm zusammen: das wäre wie ein Bad in einer andern Art Sonnenschein… und hinterher würde man es vergessen« (›Sonne‹) – wenige Autoren haben so offen über Liebe und Leidenschaft geschrieben wie D.H. Lawrence.