Das Gedicht soll nicht wie ein Weg sein, den entlang der Leser gelenkt wird, sondern eher wie ein Garten oder Urwald, in dem jeder Leser seinen eigenen Weg immer wieder neu suchen kann. Entsprechend diesem Grundsatz spielen Bernsteins Gedichte mit einer Vielzahl von möglichen Sprachen und Wortabzweigungen. Ganz im Sinne von John Cages ‚Ziel ist nicht ein Ziel zu haben‘ soll nicht die Bedeutung, sondern die Bewegung, das Sich-Bewegen im Zentrum stehen. Mit sprachlicher Gewitztheit brechen diese Gedichte in alle Richtungen aus, bewegen sich an Formrändern und -übergängen, ziehen als Gedichtessays und Essaygedichte voller Antwortbereitschaft den Leser hinein ins Fragen.
Doch wie kann man ein solch offenes Werk übersetzen? Wie ist ein so schwer festlegbares Programm, wie sind seine poetischen politischen Schnittstellen auch auf Deutsch zum Leuchten zu bringen? Über zwei Jahre lang hat sich VERSATORIUM mit dieser Frage auseinandergesetzt. Die Ergebnisse liegen nun in Form eines breit angelegten Auswahlbands zu Charles Bernstein vor. Ein wunderbar vielfältiges Spiel der Stimmen, das nun endlich auch im deutschen Sprachraum entdeckt werden kann.
VERSATORIUM, ein Projekt junger WissenschaftlerInnen und ÜbersetzerInnen, erforscht, diskutiert und übersetzt Gedichte und theoretische, übersetzungskritische Schriften aus dem Kreis oder weiteren Umkreis der US-amerikanischen l=a=n=g=u=a=g=e poetry. In ein- bis zweijährlichen Abständen werden die Ergebnisse in der VERSATORIUM-Reihe publiziert. Das Projekt, assoziiert mit dem Institut für Komparatistik der Universität Wien, unterstützt vom Literarischen Quartier /
Alte Schmiede in Wien, der Literaturzeitschrift Schreibheft in Essen und der Tageszeitung Der Standard, ist auf Initiative von Peter Waterhouse entstanden.
- Veröffentlicht am Mittwoch 6. November 2024 von Edition Korrespondenzen
- ISBN: 9783902113979
- 204 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik