Verzettelung

von

In seinem zweiten Prosawerk gerät das lyrische Ich des Autors von Bild zu Bild, gerät der Leser in einen Strudel der Wahrnehmungen und Assoziationen, erobern sich die Sinne einen neuen, ganz eigentümlichen Zugang zur Welt. In einer sinnlichen und farbenreichen Bildsprache verleiht Bleier den Sätzen, den Worten eine tiefere Bedeutung, haucht er den Objekten seiner Prosa eine janusköpfige Vielsichtigkeit ein. Surreale Akteure beleben das Umfeld des kalbsköpfigen ICH, Hirnhäusler und Kopffüßler stehen am Wegesrand der Reise und werfen ihre widernatürlichen Schatten. So wie die Dinge beseelt erscheinen – ohne dabei menschlich zu wirken – präsentiert sich der Mensch als Leibmaschine ohne Seele. Das lyrische Ich schafft sich, indem es die Vorgänge um sich herum bezeichnet, seine Welt ganz neu und verzettelt sich in seinen Gedanken. Wolfgang Bleier gestaltet ein alptraumartiges Szenario, in dem seine Figuren und Worte unbeirrt voranschreiten.

„Immer wieder fliege ich an derselben Stelle über die Wörter. Ein Haufen Köpfe raucht auf der Erde. Zwei Züge fahren über die Grenze. Das Kommando ergeht, es ist ein Befehl; der Vater steht da wie ein Fels. Auf der Straße tragen Menschen Schafsgesichter. Krähen, alte Leute, reden. Wir melden uns zu Wort: so flüstern andere als wir, wie Schnee vom Himmel fällt. Ich blähe mich auf, auf unsanfte Art, ganz aufgetrieben, rücken Worte als Soldaten aus.“