Volk & Welt

Autobiographisches Zeugnis von einem legendären Verlag

von

»Kultur, was meinen die damit?« fragte süffisant einer der westlichen Vereinigungsstrategen. Im Verlag Volk und Welt, einem kürzlich untergegangenen Kulturzentrum der DDR, leitete der Verfasser dieses Buches über dreißig Jahre die Herausgabe von Literatur aus der multinationalen UdSSR; für sie war er auch über den Verlag hinaus zuständig. Nicht um Verwaltungsakte oder Bibliographien geht es ihm, sondern – aus eigener Erfahrung – um die Verlebendigung persönlichkeitsbereichernder und weltentdeckender Literatur, um ihre Autoren in Geschichte und Gegenwart, aber auch um die Personen, die auf allen Ebenen seines Verlags Geschichte gemacht haben – Herausgeber und Übersetzer eingeschlossen. Insofern zeugt dieses Buch auch von der Kulturgeschichte der DDR, von unvergleichlichen Möglichkeiten, die sie eröffnete – ohne tragische Konflikte zu verschweigen, die der Verfasser selbst miterlebte. Angesichts aller Abwicklungs-Aktivitäten und alltäglich werdender Kriegsberichterstattung bilan­ziert es für zukünftige Zeiten kritisch Aufhebenswertes.

Leonhard Kossuth Literaturwissenschaftler, Essayist, Übersetzer und eben hier vor allem Verleger legt mit diesem Titel ein kompaktes Buch vor, das in den neuen und den alten Bundesländern und auch im Ausland auf lange Zeit gelesen, befragt und vor allem debattiert werden wird. Dietrich Simon attestierte 1997 zum 50. Jahrestag dem inzwischen eingegangenen Verlag Volk und Welt, daß er »bis zur Wende der interessanteste deutsche Verlag überhaupt« war.
(Prof. Dr. Roland Köhler über das vorliegende Buch)