Vom Glück der einfachen Kuchen

oder Die Grenzgängerin

von

Die Spurensuche setzt ein, wenn man in die Jahre kommt. Zuvor ist man zu sehr beschäftigt, als dass man (oder frau) Zeit hätte, den Wurzeln der Familie und damit der eigenen Herkunft nachzugraben. Jutta Hager, Lehrerin aus dem Osten, seit 1978 im Westen lebend, tut dies hier. Sie fragt nach den Gründen, wie sie die wurde, die sie ist. Ihr Rückblick gilt auch den Verhältnissen, unter denen sie lebte und jenen, denen sie heute ausgesetzt ist. Ihr Text ist eine Art Zwiegespräch mit sich selbst. Wäre sie fromm, was sie nicht ist, hätte sie dazu vielleicht einen Beichtvater. Zwangsläufig muss sie hier alles mit sich selbst ausmachen. Das Jahr 1978 markiert eine Zäsur, die Wolf Biermann – im Unterschied zu ihr ausgebürgert, sie reiste legal aus – seinerzeit zutreffend charakterisierte: ‚Hier fallen sie auf den Rücken / Dort kriechen sie auf dem Bauche / und ich bin gekommen / ach! kommen bin ich / vom Regen in die Jauche‘