Vom Verschwinden des Subjekts

Eine historisch-systematische Untersuchung zur Solipsismusproblematik bei Wittgenstein

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War Wittgenstein ein Solipsist? Die Antworten, die innerhalb der Exegese auf diese Frage gegeben werden, könnten divergierender nicht sein: Wenn die Einen behaupten, Wittgenstein sei nie Solipsist gewesen, meinen die anderen, er habe Zeit seines Lebens eine solipsistische Auffassung vertreten. Derartig unterschiedliche Urteile kommen zustande, weil Wittgenstein selbst den Terminus „Solipsismus“ nicht immer eindeutig verwendet. Hauptsächlich in der Frühphase denkt er an eine Form des Solipsismus, bei dem das Subjekt die Distanz zur Welt aufhebt, diese eingrenzend zu „meiner Welt“ macht und dabei die existentielle Frage nach dem richtigen Verhältnis von Ich und Welt angemessen zu beantworten sucht. Besonders in der Spätphase meint er das einsame Ich der idealistischen Tradition, das, die Welt ausgrenzend, nur von sich selbst behauptet, es existiere.
Dieser Themenstellung folgend gliedert sich die vorliegende Untersuchung in drei Teile: Im ersten Teil geht es vor allem um die Darstellung der spezifischen Form des Solipsismus in der Frühphilosophie, um den historischen Hintergrund, vor dem sie verständlich wird, sowie um ihre sprachphilosophische Aufarbeitung im Rahmen des logisch-analytischen Denkens, dem Wittgenstein in jungen Jahren verpflichtet ist. Der zweite Teil behandelt die Zwischenphase, die sich nicht nur als eine Suche nach einem neuen Sprachverständnis gestaltet, sondern auch als ein ständiges Bemühen um eine angemessene Antwort auf die existentielle Frage nach dem richtigen Verhältnis von Ich und Welt. Der dritte Teil ist den Philosophischen Untersuchungen gewidmet, in denen Wittgenstein sich darum bemüht, den unterschiedlichen Facetten, die der Terminus „Solipsismus“ philosophiehistorisch aufweist, im Rahmen seines neuen therapeutischen Philosophiekonzepts gerecht zu werden