Von der Menschenwürde zum Lebensunwert

Die Geschichte der Illenau von 1842 bis 1940

von

Einleitung:

1977 kam ich als evangelischer Pfarrer nach Achern. Oft ging oder fuhr ich an der Illenau vorüber, der 1842 in Betrieb genommenen, damals Großherzoglich Badischen Heil- und Pflegeanstalt. Die Schlossähnliche Anlage diente nach dem Krieg als französische Kaserne; sie war von einem hohen Zaun umgeben und von Posten bewacht. Deutsche hatten Zutritt nur mit besonderer Erlaubnis. Mehr als der sichtbare aber schied die Illenau von Achern ein unsichtbarer Zaun: die Erinnerung an ihr Ende. Graue Busse transportierten 1940 die Patienten der Heil- und Pfelgeanstalt in eine dunkle Zukunft. Mancher, der später wissen wollte, was damals war, traf auf das Schweigen derer, die ihr Erinnern weder dem Fragen Neugieriger noch dem Anklagen Gerechter preisgeben wollten.
Ein Aufsatz Hugo Schneiders im Ortenau-Jahrbuch 1981 ließ mich erkennen, dass die Illenau im Jahr 1992 ihren 150. Geburtstag hätte feiern können. Ich machte mich auf den Weg, die verlorene Vergangenheit zu suchen. Mein Forschen durfte die mir überantwortete Arbeit als Pfarrer einer großen Diaspora-Gemeinde nicht hindern. So suchte und forschte ich, die Geduld meiner Frau strapazierend, in den Urlauben. Was ich fand, überwältigte mich: Die Geschichte der Illenau war groß.
Gerhard Lötsch, Pfarrer i.R.