„Geschichten benehmen sich wie Schulkinder“, heißt es in einer dieser Erzählungen, „sie recken die Arme hoch und schnipsen mit den Fingern, sobald man nur eine kleine Frage stellt.“ Die Geschichten, die sich hier dem Erzähler zudrängen, beginnen meist auf alltägliche Weise: er sitzt in der Bahn und erinnert sich an eine lange zurückliegende Dienstfahrt –, lebendig steigt das Bild seines Geographielehrers wieder auf, der am Krieg starb, noch ehe er ausbrach –, in einem Soldatenkasino an der italienischen Front bemüht sich ein Alleinunterhalter um fröhliche Stimmung –, täglich erscheint die alte Dame auf dem Postamt und bewirkt merkwürdige Offenbarungen beim Postsekretär Martin –, und ein Junge teilt seinem Freund mit, was sein Vater Erstaunliches im Krieg erlebt hat und was es bedeutet, ehrlich zu sein. Der Autor erzählt von diesen Vorkommnissen auf sehr eindringliche Art. Mit Phantasie und Ironie wird vergangenes Erleben in die Gegenwart gehoben, Rollen werden getauscht, Zeiten gewechselt, um hinter die scheinbar so gewöhnlichen Vorgänge schauen zu können.
Hartmut Zenker, Jahrgang 1922, der nach dem Roman „Die Uhr steht auf fünf“ (1979) nun sein zweites Buch vorlegt, sagt selbst: „Was uns zuweilen verworren oder kompliziert erscheinen will, ist oft ganz einfach, man muss nur in die Geschichten hineinhorchen, in die Geschichte der Geschichten, vielleicht findet man sogar die eigene.“
- Veröffentlicht am Donnerstag 29. Oktober 1981 von Verlag d. Nation
- ISBN: 9783373002628
- 234 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur