Das heraldische Werk der Breslauer Stadtbuchdrucker Crispin und Johann Scharffenberg, im wesentlichen zwischen 1575 und 1580 entstanden, war nahezu dreihundert Jahre lang über einen kleinen Kreis Fachkundiger und über die Grenzen Schlesiens hinaus kaum bekannt. Zwar gibt Johann Sinapius in seinen „Schlesischen Curiositäten“ (1720 und 1728) zahlreiche Beschreibungen aus einem „alten, meist Schlesischen Wappenbuche“. Aber wer wußte schon, daß dies ein Scharffenberg’sches Buch war? Vielleicht hat es nicht einmal Sinapius gewußt, denn nie erwähnt er den Namen. In allen uns heute noch bekannten Scharffenberg’schen Wappenbüchern gibt es kein Titelblatt, keine Nennung des Zeichners, Holzschneiders und Druckers. Wenn der Name Scharffenberg irgendwo vermerkt ist, dann stets von späterer Hand.
Warum dies, wo doch sonst jedes Buch mit Namen und Signet versehen wurde? Sicher deshalb, weil keines dieser Exemplare, auch wenn es gebunden worden ist, ein in sich vollkommen abgeschlossenes Buch darstellt. Alle sind verschieden, haben etwas Vorläufiges, Unfertiges: noch nicht ausgefüllte Schablonen, Wiederholungen und leere Blätter.
Vor allem Hermann Luchs ist es zu danken, daß eine breitere Öffentlichkeit auf das heraldische Schaffen der Scharffenbergs aufmerksam gemacht wurde. 1863 publizierte er in der Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens eine Arbeit über „Bildende Künstler in Schlesien, nach Namen und Monogrammen“. In dem Abschnitt über die Scharffenbergs schrieb er: „Größtenteils von dem Sohne hergestellt ist das erste schlesische Wappenbuch in Folio, mit 849 (die Ausgaben variieren in der Zahl) groß und meisterhaft in Holz geschnittenen Wappen, ein Werk, welches ich für die bedeutendste Leistung unserer Provinz in diesem Fache halte. Die Wappen stammen aus einer Reihe von Jahren. 1575 wurde angefangen; denn aus diesem Jahre stammt das schöne Rhediger’sche Wappen, welches bereits der ‚Ecloga Magnifico Nicolao Rhedingero scripta, Auctore Michaele Hoffmanno‘ beigedruckt ist. Die ganze Sammlung ward nämlich auf Veranlassung dieses ausgezeichneten Mannes veranstaltet.“ Neben jedem Wappen ist der Familienname handschriftlich vermerkt.
Dank dem freundlichen Entgegenkommen der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen konnte der gesamte gegenwärtig erreichbare Bestand Scharffenberg’scher Wappendarstellungen zusammengetragen werden. Das Scharffenberg’sche Hauptwerk bleibt trotz sorgfältiger Suche weiterhin unauffindbar.
- Veröffentlicht am Dienstag 4. Dezember 1984 von Bauer & Raspe
- ISBN: 9783846100523
- 365 Seiten
- Genre: Geschichte, Sachbücher