Warten auf Ahab

oder Stadt Liebe Tod

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Eine neue Radikalität der Sprache hat Leander Sukov für seinen Roman gefunden. Wie in einem Taumel erzählt Marie, die Protagonistin des Romans, in einem Monolog
von ihrer Suche nach Liebe. Um Nähe zu erlangen, braucht es für sie die sexuelle Interaktion.
Liebe kann Marie nicht geben. Denen, von welchen sie ganz offensichtlich geliebt wird, bleibt sie fern. Verzweifelt sucht sie nach dem Menschen, der die Mauer durchbrechen kann.
Hinter dem Roman über Liebe und Aussichtslosigkeit aber verbirgt sich der politische. Bedrückt von Gegenwart und Vergangenheit, gepeinigt von Wachträumen und Assoziationen ist Marie ein Spielball ihrer Ängste und ihres Zorns.
Sukov hat die Stadt als Wal definiert, als jenen weißen Wal, den ein Ahab jagen soll, der Mann, auf den Marie wartet. Eine Allegorie übrigens, die nicht nur in der Literatur immer wieder
auftaucht. Auch die RAF-Gefangenen in Stammheim gaben sich Namen aus „Moby Dick“: Für Gudrun Ensslin war die weiße Mauer des Gefängnisses der Wal und Andreas Baader war
Ahab.