In Amerika, Frankreich und Italien ist Percival Everett längst Kult. Nun liegt sein Western „God’s Country“ auch auf Deutsch vor.
Erzähler der Geschichte ist Jock Marder: Spieler, Trinker, Betrüger und Möchtegern-Frauenheld. 1871, Marder hat seinen Hof, seine Frau und seinen geliebten Hund wegen einer Bande von marodierenden Randalierern verloren, die sich als Indianer verkleidet hatten. Er sinnt auf Rache und ist gezwungen, den besten Fährtenleser um Hilfe zu bitten: den Afroamerikaner Bubba.
Everett wirft das ungleiche Paar in einen Reigen skurriler und verstörender Szenen, bei denen sich Satire und Tragik meisterhaft ergänzen – Beckett wird ebenso Referenz erwiesen wie der Verwechslungskomödie, General Custer und Walt Whitman geben ein kurzes Gastspiel. Das berühmte Lachen bleibt dem Leser dabei meist im Halse stecken.
Als einzige Lichtgestalt erscheint Bubba, der gesellschaftlich Geächtete, der letzte Repräsentant des Menschlichen, der Integrität. Das zugespitzte Ende trifft mit seltener emotionaler Wucht, weil der Leser sich trotz aller parodistischen Elemente stark mit dem schwarzen Helden identifiziert. Einem Helden, der in der gesetzlosen Gesellschaft kein Held ist, weil er qua Hautfarbe keiner sein kann. Everett gelingt es, das Genre, das aus Western-Filmen und Jugendlektüre vertraut scheint, auf den Kopf zu stellen. God’s Country ist eine grandiose exemplarische Geschichte über Außenseiter, Legenden und Sichtweisen, die den Leser zwingt, die eigene Haltung zu reflektieren.
- Veröffentlicht am Freitag 28. Februar 2014 von Edition Büchergilde
- ISBN: 9783864060359
- 260 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur