Weltuntergänge und kleinere Katastrophen

Bodenlose Geschichten

von

Wie mittlerweile wohl jedermann weiß, ist das Leben sowohl absurd als auch banal. So findet etwa ein stinknormaler Teufel namens Mephisto sich umständehalber als Weihnachtsmann wieder. So wird einer unauffälligen Radiologin namens Penning die unheimliche Gabe des Röntgenblicks zuteil. So lebt ein Versicherungsvertreter und Dutzendkopf namens Trapp nach seinem Freitod überraschend weiter, und wie! So geraten zwei Verwaltungsbürokraten, der Büroleiter Spranger und der Buchhalter Zwozynski, in einen jeweils apokalyptischen Zustand, den sie, logisch, nicht überleben. So werden fünf Talkshowhabitués namens Jaschke, Fraatz, Karthäuser, Haberkorn und Staniewski, die sonst, wie in solchen Schwatzrunden üblich, vorwiegend hohl und gemeinplätzig labern, auf einmal magisch enthemmt, wirken darum authentisch, lassen konsequent die unverblümte Sau heraus und bewerfen einander mit rhetorischem Schlamm, der sich gewaschen hat. So gehen Herr Schmidt und Frau Schmitt-Schmidt, ein zerstrittenes Ehepaar, von sonderbaren Schicksalsschlägen getroffen, mehr oder weniger trostlos zugrunde. So verliebt sich eine Altertumsforscherin namens Lebelang, die in der Zukunft lebt, versehentlich in einen Roboter, und dieser Irrtum hat Folgen. So leidet ein gewisser Admiral von Schneider, den man als unsichtbaren und stummen Gast von Miss Sophies Geburtstags- und Silvesterparty Dinner for one her kennt beziehungsweise ignoriert, noch immer darunter, daß man ihm seinerzeit den Garaus gemacht hat, und betätigt sich darum als Rachegeist. Zu guter oder unguter Letzt ist noch kurz von einem Herrn Retro die Rede, der rückwärts lebt, also vom Krematorium bis zum Mutterleib, ein eher seltener Vorgang. All das, könnte man meinen, gehe doch durchweg über die rationale Hutschnur, sei also einem vernünftigen Menschen kaum zuzumuten. Aber nicht doch, befinden unsere maßgebenden Nihilisten. Das sei sogar amüsant. Allerdings gehöre zu solchen bodenlosen Geschichten auch ein bodenlos schwarzer Humor. Stimmt. Und dieser Humor kommt hier sogar zehnfach vor.