‚Die Justiz weht und weht. Die meisten, die sie anweht, werden umgeweht. Welke Blätter, die in ihre Abräumung einwilligen.
Die erste Berührung mit der öffentlichen Gewalt, die ersten Ladungen, die erste Hausdurchsuchung, wirkt Niedergeschlagenheit und Lähmung. Das lauernde unheimliche Wesen: Staat, der Starkstrom unverhältnismäßiger, verderbenwälzender Macht überwältigt den unbewaffneten Einzelnen, isoliert ihn, reißt ihn aus der Verbindung mit seinen Mitmenschen. Einmal in den Zustand der Verfolgung versetzt, versucht es der Schwache, der Fallende gar nicht, sich zu entwinden. Sein Trachten ist nurmehr, so wenig hart als möglich zu fallen. Er hat sich aufgegeben, die gegen ihn ausgegebene Parole anerkannt.
Er läßt sich ins Unrecht setzen, läßt sich umstürzen; er bleibt von der ersten Beschuldigung an umgelegt. Den im vorhinein Überwundenen wirft das verletzte Gesetz im ersten Anrennen um.
Aber der Sturmwind der Justiz trifft auch Aufrechte. Solche, die zwar nicht den ersten, aber den zweiten und dritten Widerstand leisten. Der Fox, der Bulli steht gleich wieder auf allen Vieren und bellt unbändig. Sein Bellen spricht aus, daß er sich das nicht gefallen lassen wolle. Er läßt sich nicht umwerfen; weder von seinen Gespielen noch vom Wind. Das Anonyme imponiert ihm nicht. Hinter dem Schicksal steht irgendein Kerl.
Wer Hinterbeine hat, sich darauf zu stellen, und Gebell, dessen Kampflust entkleidet vor allem das Gesetz seiner Größe und seiner Unpersönlichkeit. Der Kampf mit dem Gesetz ist ein Kampf wie jeder andere. Den gilt es jetzt zu bestehen. Der Unerschrockene, der Steher, kämpft nicht auf Basis seiner, sondern auf Basis jener Schuld, die der an ihm verübte Angriff darstellt.‘
- Veröffentlicht am Montag 2. Oktober 2006 von Löcker Verlag
- ISBN: 9783854094456
- 400 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur