„Die grüne Madonna“ erschien 1982 als dritter Roman Reinhard P. Grubers und ließ die Rezensenten damals eher ratlos zurück: gerade war man sich einig geworden, der Autor von Hödlmoser und Im Namen des Vaters gehöre in die Kategorie des ‚Negativen Heimatromans‘ – und dann erschien dieser ‚Roman‘, der alle Erwartungen an eine Steirer-Satire enttäuschte.
Stattdessen bietet Gruber in diesem Buch eine Romanparodie, in der der angekündigte Protagonist nie auftritt, in der der Autor seinen Briefwechsel mit Persönlichkeiten des Kulturlebens offenlegt (oder nur erfindet?), sich mit dem Leser bzw. der Leserin verbrüdert (und in einem Rechteck am Ende des 32. Kapitels einen Ort zum Verbrüderungskuss bereitstellt), umwerfende Gedichte, Minidramen und Fragebögen in die längst verloren gegangene Handlungs- und Personen-Übersicht einschiebt und ganz ausführlich über die Entstehung und den Sinn der Grünen Madonna berichtet.
Einen roten Faden hat das Buch nicht; was die Teile zusammenhält, ist, dass sie jede mögliche Erwartung fröhlich enttäuschen (auch darin allerdings inkonsequent), dass auch die Sprache Haken schlägt, kaum dass sie eine bestimmte Form gefunden zu haben scheint.
Gruber rechnet mit dem hochentwickelten Sinn der Leserschaft für das Anarchische und mit ihrer Freude am Slapstick der totalen Demontage.
- Veröffentlicht am Sonntag 10. Oktober 1999 von Droschl, M
- ISBN: 9783854205128
- 144 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945)