Wertberichtigung

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Der Hamburger Manager und Halbspanier Deseo Ferrer will seine Computerfirma unter allen Umständen an die Börse bringen. Er träumt von Geld, Macht und Anerkennung. Mit Unterstützung eines Managementberatungspaars, das mit Workshops zur Persönlichkeitsentwicklung seine Kunden in psychische Abhängigkeit führt, will er den Widerstand seines Partners Leon Steiner brechen, der von den Börsenplänen nichts wissen will. Als er von seinem alten Cousin Ernest aus Barcelona eine Anfrage zur Übernahme eines undurchsichtigen Auftrags erhält, schlägt er ein und schickt Leon in das gefährliche Auslandsprojekt.
Doch das hat unabsehbare Folgen, und Deseo entschließt sich Dank der Hilfe Helenas, einer jungen Frau, der er auf seiner Entscheidungssuche ebenfalls begegnet und in die er sich verliebt, hinterher zu reisen, um die Spur seines verschwundenen Partners aufzunehmen. Dabei wird er nicht nur in kriminelles Milieu, sondern auch mehr und mehr in den Strudel seiner Vergangenheit und einer Familiengeschichte gezogen, die bis in den Spanischen Bürgerkrieg zurückreicht. Schließlich muss Deseo eine Entscheidung über Börsengang und sein weiteres Leben fällen, die einer Wertberichtigung im ökonomisch wie philosophischen Sinne gleichkommt.
Mit der Genauigkeit des journalistischen Beobachters und den Erfahrungen aus der Beratung mehrerer Börsengänge zeichnet Oliver Ristau ein farbiges Bild von den Verlockungen des Geldes und der Börse, den Einflüsterungen falscher Berater, der Schwäche der Menschen für die materiellen Reize und den Schwierigkeiten menschlicher Kommunikation. Kombiniert mit den Schilderungen des Lebens in den Städten Hamburg und Barcelona, bei dem ein abwechslungsreiches Personal aus Wirtschafts- und Unterwelt, Aussteigern und anderen Sinnsuchenden auftritt, entsteht ein vielschichtiger Entwicklungsroman mit überraschenden Wendungen, der pointiert erzählt auf pauschale Lösungen verzichtet und stattdessen die Entscheidungsfreiheit des Menschen betont.