Gegen das Erstarken autoritärer Politik wird derzeit gerne die Verteidigung westlicher Werte beschworen. Muss in postmodernen Zeiten das Verhältnis von Moral und Politik aber nicht viel grundsätzlicher überdacht werden?
Im Hinblick auf eine „Ethik des Politischen“ gilt es, das Phänomen Autorität als Veränderung leitendes Moment zu rekonstruieren: Autorität kann nicht auf Autoritäres reduziert werden. Eine solche Identifizierung ist unterkomplex. Sie führt zu einem falschen Verständnis des Verhältnisses von Moral und Politik, letzlich der Demokratie. Autorität würde derart zu deren Gegensatz. Demokratie aber ist mehr als ein formalistisches Alle-(be)stimmen-gleichberechtigt. Sie beruht immer auch auf einem Streben nach Gerechtigkeit und gerechteren Verhältnissen sowie auf einem Sprechen-in-erster-Person, das wiederum auf der persönlich reifen, also ethisch-politisch fundierten Urteilskraft des Einzelnen fußt.
Vor dem Hintergrund einer solchen Präzisierung des Verhältnisses von Moral und Politik können einerseits fundamentalistisch-autoritäre und autoritativ-demokratische Wertekulturen unterschieden und andererseits wesentliche Aspekte des Fundamentalismus, des Tyrannischen und Bösen neu ausgeleuchtet werden. Derart wird ein Verständnis des Politischen etabliert, das ein an Gerechtigkeit orientiertes autoritatives Zusammenwirken von Individualität und Pluralität für die Gestaltung der Zukunft von Welt und Menschheit fassbar werden lässt.
- Veröffentlicht am Donnerstag 7. November 2024 von Passagen
- ISBN: 9783709202784
- 200 Seiten
- Genre: 20., 21. Jahrhundert, Hardcover, Philosophie, Softcover