Wie hast du’s mit der Anthroposophie?

Eine Selbstbefragung

von

Die im Buchtitel variierte Gretchenfrage drängte längst nach Klärung: Wie gehe ich oder – allgemeiner gefasst – wie geht ein heutiger Mensch mit Rudolf Steiners Anthroposophie um? Was ist eigentlich Anthroposophie, nicht ihrem Wesen, ihrem Inhalt, sondern ihrer Erscheinungsform nach? Warum kommt der Name Rudolf Steiner außerhalb der, je nach Lesart, erstaunlichen oder befremdlichen Bewegung, die sich auf ihn beruft, meist nur spöttisch oder zögerlich über die Lippen, als wäre man gerade dabei, sich die Zunge zu verbrennen? Wieso ist trotz des nachhaltigen Erfolgs von Waldorfschulen, biodynamischer Landwirtschaft, Körperpflegeprodukten und Arzneimitteln, die sich alle seinen Einsichten verdanken, Steiner im Kulturleben ein Fremder geblieben?Diese und weitere Fragen werden nicht mit dem reflexartigen Blick vieler anthroposophischer Autoren auf das Unverständnis der ‚Außenwelt‘, sondern durch Fokussierung auf die Erscheinungsformen der Anthroposophie selber gestellt – in einem Zwiegespräch des Autors, eines langjährigen Mitarbeiters im Rudolf Steiner Verlag, mit sich selber. Es sind Fragen, die zu erörtern ihm immer wichtiger wurden, haben sie doch unter Umständen auch mit der Krise zu tun, in der sich die anthroposophische Bewegung seit etlichen Jahren befindet. Ein ‚Aussteigerbericht‘ ist dies nicht.Würde dem Autor die Anthroposophie Rudolf Steiners nichts bedeuten, sähe er keinen Grund, darüber zu schreiben. Ohne seine Achtung vor dessen Lebensweg und Lebenswerk zu unterschlagen, hat er einfach versucht, alles Fragwürdige und Bedenkliche auszusprechen und zu dokumentieren.Dass ein Jahrhundert nach Steiners Wirken eine umfassende historisch-kritische Untersuchung seines Lebenswerks aus anthroposophischer – nicht apologetischer – Sicht noch immer aussteht, erscheint ihm als ein schwerwiegendes Versäumnis. Die vorliegende ‚Selbstbefragung‘ erhebt keinen Anspruch darauf, das Versäumnis wettzumachen. Sie bleibt, auch in veröffentlichter Form, ein sehr persönlicher Versuch. Das Buch richtet sich in erster Linie an Menschen, die mit der Anthroposophie einigermaßen vertraut sind oder ihr zumindest Interesse entgegenbringen – und sich nicht scheuen vor scheinbar oder tatsächlich Widersprüchlichem.