Wie Meeresrauschen auf dem Grund einer Muschel…

Paul de Mans Krieg, Mémoires II

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Als Jacques Derrida 1984 drei Vorlesungen für seinen gerade verstorbenen Freund hielt (Mémoires, EP 18), wusste er noch nichts von den Artikeln, die der junge Paul de Man zwischen 1940 und 1942 in belgischen Zeitungen geschrieben hatte und die auf den ersten Blick auf Antisemitismus und Nähe zum Faschismus schließen lassen.
Paul de Mans Krieg zeichnet die Geschichte der Entdeckung und Veröffentlichung dieser Artikel nach, die von Derrida sofort auf einer eilig in Amerika einberufenen Konferenz gefordert wurde. Persönlich und direkt wie in kaum einem anderen seiner Texte erleben wir Derridas Konfrontation mit der furchtbaren Entdeckung, den Schock und die erste Analyse mit. Derrida analysiert in diesem Buch einige der ihm zugänglichen Artikel Paul de Mans, aber auch die Reaktionen auf ihre Entdeckung, seine eigene, die der Freunde Paul de Mans und die seiner Feinde. Der Text ist aber auch ein über den Anlass hinausweisender Essay über persönliche Verantwortung, über den Umgang mit Vergangenheit und über die neue Ethik der Forschung, die der Dekonstruktivismus fordert und entwickelt.