Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens

Wahrnehmungen aus einem Jahrtausend

von

Um Missverständnissen vorzubeugen: Selbstverständlich sind Russen ebenfalls Europäer, sofern sie nicht ethnisch, sprachlich, kulturell anderen, also außereuropäischen Bevölkerungen angehören. In diesen Essays werden nun sozial- und kulturgeschichtliche Wechselseitigkeiten (im Sinne Kopitars, 1810), Wahrnehmungen Russlands und der Russen durch Nichtrussen, hier Europäer, aus einem Jahrtausend behandelt.

Sie beginnen im 11. Jahrhundert mit der Cronica (1012–1018) des Thietmar von Merseburg (975–1018) und der altrussischen Nestor-Chronik (11./13. Jh.) der Mönche um Nestor (1056–1114) des Kiever Höhlenklosters und reichen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Sie stammen von europäischen Gelehrten, Diplomaten, Schriftstellern, Reisenden sowie von „russischen Europäern“ aus mehreren Jahrhunderten und werden auch repräsentiert von russischen Zaren des 17. bis 19. Jahrhunderts und ihren vielfachen dynastischen Beziehungen zu europäischen Königs- und Fürstenhäusern. Begründungen der europäischen Russlandkunde in Jahrhundertberichten (Herberstein (16.), Olearius (17.), Weber (18.) und Haxthausen (19. Jh.) bilden einen Mittelpunkt. Europäische und russische gegen-, also „wechselseitige“ Beziehungen und Wahrnehmungen (Fonwizin, Karamzin, Danilevskij, andere) sowie europäisch-russische Soziotope („russische Vorstadt“ bei Moskau, „Charlottengrad“ in Berlin) werden mit ihren sozial- und kulturgeschichtlichen Bedeutungen und Folgen behandelt. Unter Miscellanea Rossica (Schlözer, de Custine, Fröbel, andere) werden europäische Wahrnehmungen Russlands und der Russen vor allem aus dem 18. und 19. Jahrhundert sowie besondere Ausbildungen des Verhältnisses, der Beziehungen Russland/Russen – Europa/Europäer vice versa wie Ursachen und Wirkungen des Panrussismus und des Eurasismus dargestellt. Den Abschluss bilden europäische Wahrnehmungen des bolschewistischen Terrors (Lenin, Stalin) von 1918 bis 1938.

Ein Dokumentenanhang, ein Kommentiertes Personenregister und eine Auswahlbibliografie vervollständigen den Band.