Wildfremd, hautnah

Zürcher Völkerschauen und ihre Schauplätze 1835–1964

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‚Am frühen Morgen, wenn der Zoo noch geschlossen ist, die ersten Gnus und Zebras aus ihren Blockhäusern in die nassen Wiesen stolpern und kein Tierwärter im Tigerkäfig rumort, da finden die Schwarzen sich auf einem kleinen Platze ein, und hier werfen sie sich ins Sägemehl und tun das Merkwürdige. Sie beten. Es ist nett von den Weißen, dass sie ihnen das noch einsam und unbeschnüffelt gelassen haben.‘
Neue Zürcher Zeitung, 1930

Feuerländer am Züriberg, Malabaren im Sihlhölzli, Senegalesen im Zoo – die Zurschaustellung ‚exotischer‘ Menschen war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ein Massenvergnügen. Die Autorin Rea Brändle ist dem Phänomen nachgegangen, hat Schauplätze der Zürcher Völkerschauen recherchiert und ist dabei auf erschreckende Schicksale und eine große Gedankenlosigkeit im Umgang mit den Fremden gestoßen. Die nun vorliegende, stark erweiterte Neuausgabe von Wildfremd, hautnah bietet neben vielen neuen Bildern vertiefte Informationen zu einzelnen Truppen und Personen wie etwa zum Vortragsreisenden Bocke Boninge aus Kamerun oder zu John Glatty aus Sierra Leone, dem Betreiber des Zürcher Lokals Zum Afrikaner. Erstmals sind die Hintergründe der Völkerschauen im Seitenzelt des Circus Knie untersucht worden. In der ausgebauten Dokumentation sind zudem weitere Tourneestationen der Zürcher Gastspiele aufgelistet. Mit einem Vorwort von Gesine Krüger, Professorin für neuere Geschichte an der Universität Zürich.