Wildschweinbraten & Würfelzucker

von

Aus den Trümmern unserer Verzweiflung bauen wir unseren Charakter und Allem Familiären eignet das Dämonische
Diese Zitate stellt die Autorin an den Anfang ihrer eigenen Geschichte. ‚Liebe‘ ist ein Wort, das hier höchstens in Form einer Frage auftaucht. Liebe. Mutterliebe, Vaterliebe. eher eine Gewohnheit als ein Gefühl? Es mag so scheinen, denn gelernt hat Johanna Stein die Liebe nicht. Jedenfalls nicht bei ihren Eltern. Bereits als kleines Kind empfand sie sich eher als Mittel zum Zweck.
Johanna Steins Geschichte beginnt 1947 in Leipzig, als die Nahrung noch knapp ist. Ihr Vater, ein kommunistischer Intellektueller, ist ein Quertreiber, der schließlich mit Frau und Kind in den Westen fliehen muss. Der studierte Psychologe ist ein selbstgefälliger Drückeberger, der mit sich selbst und seinem Leben nicht besonders gut zurecht kommt. Niemand ist vor seinem verletzenden Spott sicher, auch nicht seine Tochter. Seine Frau gibt irgendwann auf. Zwischen den ständigen Reibereien der beiden, den väterlichen Eskapaden und der überforderten Mutter, wächst ein Kind heran, das das alles sehr bewusst wahrnimmt und sich verletzt fühlt. Anstelle der nötigen Förderung und Aufmerksamkeit erfährt die kleine Johanna nur Zurückweisungen. Der Vater macht sich über sie lustig, wenn sie ihm etwas zeigen will, die Mutter traut ihr nichts zu. „Das kannst du nicht“, wird zum Schlüsselsatz ihrer Kindheit.