Carlos Peter Reinelt wagt viel in seinem literarischen Erstling. Sein Erzähler ist ein junger Mann, ein Rabauke, einer, dessen erstes Wort ‚verdammt‘ lautet und der im Jargon pausenlos Flüche von sich gibt. Vor allem (und von allem) ist er genervt, und erst recht stört ihn die schlechte Luft, die Enge, das Geschrei der Kinder, der Gesang der Mütter. Von Allah redet er dann und von einer Geschichte, die sich in seinem Heimatdorf zugetragen hat. Nicht schön. Der Autor lässt ihn nicht aussprechen, wo er sich befindet, aber wer im Jahr 2015 Nachrichten gesehen und gehört hat, ahnt es bald: In einem dunklen Kasten auf der Ladefläche eines LKW. Hier redet einer um sein Leben; und wie der Autor das mit sprachlichen und graphischen Mitteln gestaltet, wie er im Rhythmus des Sprechens die Worte ins Schlingern geraten lässt, dass sie ihre Bedeutung gewinnen und verlieren und auf andere Art wiedergewinnen, neu buchstabiert werden müssen, umrahmt von Goethes ‚Willkommen und Abschied‘ und in Beziehung dazu gesetzt, hat etwas den Atem Verschlagendes.
Dass ein so junger Autor sich diesem brisanten Thema zuwendet, ist bemerkenswert. Kann das gelingen? Reinelt gibt mit seinem Text darauf eine Antwort.
- Veröffentlicht am Montag 1. August 2016 von Wallstein
- ISBN: 9783835319745
- 24 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945)