Windspiel oder die Nase des Rauchers

Ein Stück

von

Auch wenn Thomas Maul seine Figuren auf groteske Weise vielleicht stärker interagieren lässt als Beckett, bei dem sie eher beziehungslos nebeneinander existieren, verbleibt soweit doch alles grob in einer Tradition, zu der neben Ionesco oder Bernhard vor allem eben Beckett gehört. Wie bei diesen Vertretern des absurden Theaters erzeugt zwar Mauls Sinn für Verschrobenes und Skurriles immer wieder auch komische Momente, die den Zuschauer oder Leser auf Distanz zum Geschehen halten – allerdings ohne ihnen das behagliche Gefühl zuzugestehen, mit dem Dargestellten nichts zu tun zu haben. Im Unterschied allerdings zu Beckett geht Maul letztlich noch radikaler vor: Seine Figuren warten nicht einmal. Und von einem ominösen Godot, der etwas Neues bringen könnte, haben sie noch nie etwas gehört.

Es gibt nichts in ihrem Bewusstsein, was über den Zustand, Stillstand, in dem sie sich befinden, hinauswiese. Sie kennen keine Transzendenz, nicht einmal eine negative: Bemühte man das Bild des Fegefeuers, um die Welt zu beschreiben, in der sie sind, fühlte man sich gedrängt, es gleich wieder zu verwerfen, denn sie spürten nicht einmal die Flammen, die zu ihrer Sühne loderten. Sie kennen kein Leid (und auch kein Mitleid, sei ergänzt). Heißt es bei Dante noch: „. nichts andres drückt uns, als dass wir hoffnungslos in Sehnsucht leben“, könnten die Menschen im Windspiel höchstens sagen: „Nichts drückt uns, Hoffnung nicht und auch nicht Sehnsucht.“ Sie sind verdammt in alle Gegenwart.

(aus dem Nachwort von Bernd Volkert)