Winter der Menschen

Roman

von

Der französische Journalist Marc forscht über die Kinder von Kriegsverbrechern. Dieses Interesse führt ihn 2010 in die Serbische Republik in Bosnien und deren Hauptstadt Banja Luka. Die Tochter Ana des wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Den Haag angeklagten Generals Ratko Mladič hatte sich 1994 mit der Waffe ihres Vaters umgebracht. Von Mladič und seinen Anhängern wurde dagegen behauptet, sie sei ermordet worden. Um dieser Frage nachzugehen, begibt Marc sich mit seinem Übersetzer Boris auf die Seite der Täter und spricht mit ihnen. Erst in Banja Luka, dann in Pale, in den tiefverschneiten Bergen, trifft er auf die bosnischen Serben, die überzeugt sind, dass ihr General ein Held ist und die Welt in der Verurteilung der Massaker von Srebrenica und anderen Orten Falschmeldungen aufsitzt. Sie fühlen sich als Sieger, sie haben Muslime und Kroaten verjagt, aber nun werden sie von der eigenen Regierung verraten, die Mladič fallen ließ. Marc geht mitten hinein in die verschworene Gemeinschaft und hört sich ihre Seite der Geschichte an, ihre Erlebnisse von Verfolgung, Ermordungen, Hass. Sie haben keinen Frieden gefunden, Sarajewo wird von den bosnischen Muslimen bewohnt, denen sie an allem die Schuld geben. Lionel Duroy als Marc gelingt es, ohne die eigene Position zu verlassen, die in den Gesprächen zwischen Marc und Boris aufscheint, die Erzählungen und die Persönlichkeiten seiner Gesprächspartner so überzeugend zu schildern, dass man daran zu zweifeln beginnt, es könnte eine einfache Wahrheit geben. Am Ende begibt Marc sich nach Sarajewo, selber von der Angst vor den Muslimen fast angesteckt, und erlebt eine befreiende Überraschung.