Wortspuren entlang

Essays

von

Die hier versammelten Essays enthalten Interventionen und Einsprüche im Namen der (deutschen) Sprache und ­Literatur.

Ob wir Wortspuren und Sätzen entlang gehen oder ob wir sie queren, wie Jakob in Uwe Johnsons „Mutmaßungen“ die Gleise auf dem Rangiergelände von Jerichow, das ist eine Orientierungs-, Gattungs- und Charakterfrage. In Gedichten, Theaterstücken, Novellen und Romanen ist das Queren, das Sich dem Strom der Erwartungen Querstellen angesagt. Äußerungen über Sprache und Literatur folgen dagegen meist deren Fährten, gehen behutsamer vor, orientieren sich mehr an Vorgaben, spüren Anhaltspunkte oder Vergleiche auf.
Gemeinsam ist ihnen der fließende Wechsel der Perspektiven und Übergänge vom Angestammtem und Angeeignetem. Doch über allem schwebt das, was Baudelaire die „Magie des treffenden Wortes” genannt hat und gleichzeitig das Wort Sartres, nach dem die Inspiration zum bloßen Material werden kann, „auf das der Dichter bewußt die poetischen Techniken anwendet“. Sie gilt es aufzugreifen, durchsichtig zu machen, um sie dann wieder selbst anzuwenden, wenn es darum geht, den eigenen Ton zu finden. Einige dieser ­Texte zeigen, wie beim Verfolgen von Wortspuren – auch sehr konkret von Handschriften – eine eigene Tonspur entsteht, die den Umgang mit einem örtlich versetzten Othello ebenso prägt wie ein persönlicher Exkurs in die zeitgenössische ­japanische Literatur und Reflexionen über den Buchstaben im digitalen Zeitalter.