Zwischen Zeilen aus Löss, geschriebenen und gezeichneten, bewegt sich der Gedichtband von Hubert Achenbach und Hildegard Steil. Landschaft, Natur und Alltägliches in mehr oder weniger knappen Gedichten werden den Leser faszinieren und zwar vom ersten Moment an. Wer in den Texten allerdings nur eine heile Welt sucht, wird sie allenfalls vordergründig finden. Fragile Natur wird genau beobachtet und man spürt zwischen den Zeilen, dass hinter jeder Idylle auch Vergänglichkeit und Zerfall schlummern. Immer wieder überrascht der federleichte Umgang mit der Sprache Blättersprache, Blumensprache, Klangsprache, Lösssprache. Wortzeilen und Zeichenstriche wirken wie feine Gespinste, aus der lössgeformten rheinhessischen Heimatlandschaft der Autoren gewoben, die auch letztendlich die Menschen formt, … wir sind der wandernde löss. Da sind noch Stille und Schönheit einer unscheinbaren Birke am Weg oder die betäubende stille im Hohlweg, die zu uns sprechen. Die kleinen Texte sind, wie die Zeichnungen, lyrische Momentaufnahmen über den Zustand unserer Welt und deren rasante Veränderung. Es ist die Poesie, die dieser Welt noch einen Sinn zu geben scheint. Naturbilder, gezeichnete wie geschriebene als poetisch-zarte Atempausen in einer hektischen Zeit: Kleine Ruhepunkte, kleine Ausrufezeichen, aber immer auch Denkanstöße, in fast zeitloser Wirklichkeit auf der einen und poetisch tiefer Wahrheit dahinter auf der anderen Seite. Auch der Heimatbegriff wird dichterisch sensibilisiert, immer neu variiert, manchmal voll Wehmut und Erinnerung an alte, vergangene Tage, mitunter auch kritisch, wenn es um die Umwelt … die sehnsucht der ruccolablüten nach etwas mehr wildnis … und um die Zukunft geht: … das klappern kommt heute / von störchen zurückgekehrt / mit den sumpfdotterwiesen … oder: der krumme weg / führt zum glück/ gerade linien der kultur / zwingen den blick … .
Joachim Schaab, Autor, Alzey
- Veröffentlicht am Montag 4. Dezember 2017 von Girgis Verlag
- ISBN: 9783939154280
- 140 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik