Sprache war Siegfried Einsteins Waffe. In politischen und literarischen Essays, in Gedichten und Erzählungen schrieb er gegen Unrecht und Verdrängung im Nachkriegsdeutschland des Vergessen–Wollens an. Zu einer Zeit, als die Bundesrepublik im Aufbau begriffen war und der Großteil der deutschen Bevölkerung die NS-Verbrechen unter den Teppich kehren wollte, gab er den Überlebenden der Schoa in Deutschland eine Stimme.
Oft schlug Siegfried Einstein laute Töne an, um den Geschundenen und sozial Benachteiligten in Zeitungsartikeln und Vorträgen Sprachrohr zu sein. Seine Lyrik ist jedoch von einer zärtlichen, leisen Sprache geprägt. Denn so divergent er als Mensch war, so vielfältig war auch sein literarisches Schaffen: mahnend, aufklärerisch, polemisch, zärtlich, zynisch, poetisch und tieftraurig. Er, der die NS-Diktatur als Jugendlicher in der Schweiz in verschiedenen Arbeitslagern überlebt hatte, folgte einer Einladung deutscher Schriftstellerkollegen und kehrte zurück. Einstein fand seinen Lebensmittelpunkt in Mannheim, wo er seine außergewöhnliche Sprachbegabung als Dozent an der Abendakademie jahrzehntelang in den Dienst der Volksbildung stellte und unzählige literarische Texte verfasste.
Die vorliegende Anthologie holt den in Vergessenheit geratenen Tucholsky-Preisträger zurück in das öffentliche Gedächtnis und macht seine grandiose, messerscharfe Sprachkunst einem breiten Publikum zugänglich.
- Veröffentlicht am Freitag 29. November 2019 von Das Wunderhorn
- ISBN: 9783884236154
- 200 Seiten
- Genre: Anthologien, Belletristik