Die Idee, ja der Wunsch oder die Hoffnung, im geschützten therapeutischen Setting das nachholen oder ersetzen zu können, was in der Entwicklung des Einzelnen zu „kurz gekommen“ scheint, die Idee des therapeutischen Nachnährens also, ist so alt wie die Psychotherapie selbst. Kann Musiktherapie nachnähren? Kann sie frühere Mängel beim Patienten ausgleichen? Und wenn ja, welche? Und wodurch? Und was muss der Patient dafür einbringen? Oder wie muss er sein, um diese „Nahrung“ aufnehmen und verwerten zu können? Muss er „einfach schlucken“?Welches therapeutische Selbstverständnis steckt hinter der Idee des Nachnährens? Basiert es nur auf jener gefährlichen Mischung von Idealisierung und Omnipotenzgefühlen oder tatsächlich auf klinischer Erfahrung? Daher ist nicht zuletzt die Frage wichtig, wie viel Bescheidenheit wir als Therapeuten brauchen, um mit diesem Konzept förderlich statt schädigend umgehen zu können? Die Beiträge dieses Buchs, Vorträge im Rahmen der 10. Musiktherapie-Tagung, führen an dieses in Fachkreisen kontrovers diskutierte Thema heran und geben einen lebendigen und theoretisch fundierten Einblick in die Wirksamkeit der musiktherapeutischen Beziehung. Die Autoren verdeutlichen Möglichkeiten und Gefahren intensiver Beziehungsarbeit in der Therapie und verweisen auch auf historische Annahmen und Irrtümer in der psychotherapeutischen Theoriebildung.
- Veröffentlicht am Dienstag 1. Oktober 2002 von Reichert, L
- ISBN: 9783895002953
- 88 Seiten
- Genre: Angewandte Psychologie, Sachbücher