zeitpunkt musik

Schule ist für Kinder und Jugendliche ein Ort, an dem sich auch ihre Leiden, Konflikte und Nöte zeigen. Oft nehmen LehrerInnen dies wahr, können aber aufgrund der Klassengrößen und ihrer institutionellen Rolle nur in begrenztem Umfang über den Unterricht hinaus Hilfestellungen anbieten. Wie eine Studie zeigt, wünschen sie sich daher häufig therapeutische Hilfe auch innerhalb der Institution Schule, zumal außerschulische Angebote von betroffenen Familien manchmal nicht im erforderlichen Maße angenommen werden können oder vor Ort nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Musiktherapie in der Schule kann an dieser Bruchstelle Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit des Ausdrucks und der Bearbeitung von Krisen anbieten und eine Zuspitzung verhindern helfen. Musiktherapie kann ein niederschwelliges Hilfsangebot im Schulalltag sein, ohne den Eltern weite Wege zuzumuten. Musik hat für Kinder und Jugendliche einen hohen Aufforderungscharakter. Das aktive Improvisieren auf Instrumenten, die man hier spielen darf, ohne üben zu müssen, erleichtert den Zugang und hilft Kindern und Jugendlichen sich mitzuteilen, auch dann, wenn sie dies sprachlich nicht oder noch nicht können. Wie die zahlreichen Fallbeispiele des Buches zeigen, kann Musik stillen Kindern helfen, aus sich herauszukommen. Sie kann dort, wo die Beziehungsfähigkeit eingeschränkt ist, zusätzliche Wege des Kontaktes anbieten. Sie kann Aggressivität binden, Konflikte verstehbar werden lassen oder Defizite ausgleichen. Die Beiträge des Buches zeigen Gruppen- und Einzelarbeit in Regelschulen (Grund-, Real- und Gesamtschule) wie in Sonderschulen (für Blinde, Gehörlose, geistig Behinderte), im Förderunterricht und in der Arbeit mit Flüchtlingskindern. Die Autoren sind Lehrer mit einer universitären musiktherapeutischen Zusatzausbildung, die ihre pädagogischen und therapeutischen Qualifikationen für eine über den Unterricht hinausgehende Arbeit in der Schule verbinden. Sie berichten von mühevollen Anfängen und Problemen, Musiktherapie an der Schule einzuführen, aber auch von eindrucksvollen Veränderungen der Schüler und gelingender Zusammenarbeit mit Lehrerkollegien und Eltern. Das Buch kann Anregung und Ermutigung für die Praxis sein und aufzeigen, wie eine individuelle Förderung von Schülern verwirklicht werden kann. Es richtet sich an therapeutische und pädagogische Fachkräften, aber auch an Eltern und alle, die sich für eine Schule einsetzen, die nicht nur an Leistung interessiert ist, sondern ebenso an der persönlichen Entwicklung der ihnen anvertrauten Schüler und ihnen auch in schwierigen Lern- und Lebenskrisen hilfreich zur Seite stehen möchte.