Zu Besuch bei Christian Lehnert und Patrick Roth

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Christian Lehnert, 1969 in Dresden geboren, wuchs in der DDR-Zeit systemkonform auf. Doch immer mehr fühlte er sich ausgehungert nach einer wahrhaftigen Sprache, die nicht opportunistisch mit zweierlei Zungen redete. So begann für ihn der Weg zum christlichen Glauben, der schließlich zu einem Studium der evangelischen Theologie, Religionswissenschaft und Orientalistik führte. Als Bausoldat auf Prora hatte er traumatische Erfahrungen gemacht, die er verarbeiten musste, in der Sprache mit ersten lyrischen Versuchen und in einem immer tiefer werdenden Glauben. „Religion zielt über die Widersprüche und Zufälligkeiten des Lebens hinaus auf eine fremde Mitte zu, wo jedes Bild, jeder Begriff, jeder Name verstummt“.
Christian Lehnert war einige Jahre als evangelischer Pfarrer tätig. Danach vier Jahre als Studienleiter an der Evangelischen Akademie in Wittenberg. Seit 2012 ist er Leiter des Liturgiewissenschaftlichen Instituts der Universität Leipzig.
Seine Lyrik wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. 2012 mit dem Hölty-Preis für Lyrik der Stadt Hannover, 2016 mit dem Eichendorff-Literaturpreis.
Patrick Roth, 1953 in Freiburg im Breisgau geboren, wuchs in Karlsruhe auf. Er studierte in Freiburg Germanistik, Anglistik und Romanistik, in Los Angeles Film und Regie und entschloss sich danach, in den Vereinigten Staaten zu bleiben.
Mitte der achtziger Jahre begann er, sich mit der Tiefenpsychologie von C.G. Jung zu beschäftigen und mit der Bibel. „Mit dieser Erfahrung, die man da macht, wird man sich eines zweiten Zentrums bewusst. Da ist etwas anderes, was anordnet, was einen in gewisser Weise in die Schule schickt.“ Patrick Roths Bücher , seine berühmt gewordenen „Christus-Trilogie“ und der fulminante Roman „Sunrise. Das Buch Joseph“ sind nicht nur von den Lesern, und dem Feuilleton als herausragend erkannt worden, sondern auch Bestandteil wissenschaftlicher Forschung verschiedenster Disziplinen.
Patrick Roth erhielt viele wichtige Preise, u.a.1998 den Preis der Stiftung Bibel und Kultur der deutschen Bibelgesellschaft, 2003 den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, 2006 den Mainzer Stadtschreiber-Preis.
Es erscheint nur folgerichtig, diese beiden Autoren, die sich intensiv mit der Bibel beschäftigt und zutiefst existentielle Erfahrungen in ihren Büchern verarbeitet haben, in einem Band zu porträtieren.