Zu sich wandern

Gedichte eines Russlanddeutschen

von ,

LEBENSSTATIONEN

Wendelin Mangold wurde am 5. September 1940 in der Südukraine auf einem russlanddeutschen Bauernhof geboren. Seine Familie gelangte 1943/44 über Rumänien, Ungarn, die Tschechoslowakei und Polen nach Deutschland, wurde eingebürgert und 1945 willkürlich in den Nordural verschleppt.
Durch diese turbulenten Kriegs- und Nachkriegsjahre erlebte seine Familie nicht nur viel bittere Not, sondern auch schlimme Ächtung als Russlanddeutsche. Feindseligkeit, Entrechtung, Misshandlung, Hunger, Kälte wurde zum Alltag.
Trotz des stalinistischen Verbots unter der Lebensgefahr wurde weiter an der deutschen Muttersprache, den deutschen Traditionen und dem christlichen Glauben in der Familie fest gehalten.
Mit der Entlassung aus der Kommandanturaufsicht 1956 siedelte die Familie nach Sibirien in die Stadt Nowosibirsk um, da der Rückweg in die alte Heimat Ukraine für die Russlanddeutschen von Staats wegen für immer abgeschnitten war.
Und so begann für den Sechzehnjährigen das harte Arbeitsleben im Bau bei mörderischer sibirischer Kälte – das übliche Schicksal der verbannten und verschleppten Russlanddeutschen jener Zeit.
Aber er gab nie auf, von einer anderen Laufbahn zu träumen: Besuchte nebenbei die Abendschule, begann 1962 ein Deutschlehrerstudium, dass er 1967 erfolgreich abschloss, und nahm eine Lehrtätigkeit bei seinen russlanddeutschen Landsleuten in Nordkasachstan auf, anfänglich als Dozent, später, nach seiner Promotion im Fach Germanistik, als Lehrstuhlinhaber für deutsche Muttersprache.
Als der Massenexodus begann, konnte ihn auch nichts mehr halten, und er reiste 1990 nach Deutschland aus. Seitdem lebt er in Königstein im Taunus und ist bei der Seelsorge für katholische Russlanddeutsche der Deutschen Bischofskonferenz als Sozialarbeiter tätig.
Er hat sich auch in schwierigsten Lebenssituationen stets zum Deutschtum bekannt, die deutsche Sprache, die christlichen Tugenden und Traditionen der Russlanddeutschen gepflegt und als einmaliges Erbe an die jungen Russlanddeutschen weiter gegeben.
Dichten war immer seine Leidenschaft: Es sind drüben und hüben mittlerweile Hunderte von poetischen Texten in deutschen Zeitungen, Almanachen, Anthologien und in eigenen Gedichtbänden erschienen.