Zur Tyrannei der Werte

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Das Wörtchen »Wert« hat Konjunktur. Doch von Werten wird erst im vollendeten Kapitalismus geredet, also seit dem späten 18. Jahrhundert.

Auf dem Markt, auf dem alles zur Ware und jede menschliche Beziehung zu einer Geldbeziehung wird, hat diese Rede tatsächlich ihren Sinn. Aber außerhalb des Marktes leistet sie gerade nicht, was sie verspricht. Denn Beständigkeit haben Werte nicht zu bieten. Sie sind schwankend wie die Börsenkurse, und in ihrem Drang, sich gegen andere Werte durchzusetzen, können sie zum Feind der Freiheitsrechte werden.

Nach einem kritischen Gang durch die Geschichte der Wertphilosophie – von Friedrich Nietzsche und Karl Marx über Nikolai Hartmann bis zu Christian von Ehrenfels – erkundet Eberhard Straub die Abstrusitäten, die die Inflation der Werte in unserer Zeit produziert. Er entlarvt eine verlogene Terminologie, die von Toleranz und Freiheit redet, aber auf Intoleranz und Unfreiheit abzielt.