Ja, stimmt schon: Gedichte sind schön, manchmal, sie sind berührend, und manchmal auch erhellend, einige haben trockenen Witz, Schärfe, Genauigkeit und Poesie, und hin und wieder kann man die Dinge nur so sagen, wie ein Gedicht sie eben sagt.
Aber dieses Getue um Gedichte! Diese Feierlichkeit, dieses – profane oder sakrale – Zelebrieren, das kann einem schon auf die Nerven gehen. Diese Widmungen, ständig sind Gedichte jemandem gewidmet! Und die penetrante Bescheidenheit, mit der diese sogenannte ‚kleine Form‘ sich in Szene setzt!
Da muss einer wie Reinhard P. Gruber doch einmal Klartext reden. Einerseits. Und andererseits muss er das Gedicht auch von all diesem traditionellen Ballast reinigen, muss es entschlacken, auf das Notwendigste reduzieren.
Und immerhin macht Gruber es sich nicht leicht: er unternimmt hundert und dann noch ein zweites Mal hundert Anläufe, das Gedicht wieder auf die Beine zu stellen, was einem, der bisher eigentlich hauptsächlich Erzählungen und Romane schreibt und andere Sorten, die der Mensch auch wirklich braucht, natürlich nicht so leicht fällt. Nur zu verständlich, dass er dabei vorzeitig ermattet (etwa bei Gedicht Nr. hundertsiebenundsechzig).
Aber das genügt. Reinhard P. Gruber liefert bis dahin ausreichend Argumente gegen Gedichte – in Gedichtform natürlich.
- Veröffentlicht am Donnerstag 1. Juli 2004 von Droschl, M
- ISBN: 9783854206675
- 80 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik