Zwölf Monde hat mein Jahr

Tagebuch eines Mönches

von

Gert Klosterer ist mir kein Unbekannter. Oft und immer wieder haben wir uns getroffen und wir haben geredet und geredet über alles Mögliche, über Gott und die Welt, über Politik, Kirche und Sinn und Unsinn und auch, was uns betrifft, und wie es uns halt so geht.
Eines Tages überfällt er mich mit der Frage, ob ich Tagebücher schreibe. Nun, ja. Er bemerkte wohl meine gewisse Unsicherheit. Ja, sagte ich zu ihm. Ich habe in meinen jungen Jahren, als ich Theologiestudent war, dann und wann so meine Gedanken niedergeschrieben in einem Heft. Gedanken über das Leben im Kolleg, über das Lernen, aber auch über mich und meine Gedanken der Freude, der Trauer und wie mein Klosterleben wohl so sein wird, wenn ich einmal Aufgaben bekommen werde. Ja, und ich sagte ihm auch, dass ich dann einmal aber diese Hefte aus dem Auge und dem Sinn verloren habe.
Und dann gestand er mir, dass er schon seit langem eine Art Tagebuch schreibt. Er ist allein stehend, ist Ordensmann. Er schreibt am Tage, aber mehr noch in den Nächten. Und ich spürte, wie er ein Suchender ist, der seine Gedanken, seine Freuden und Leiden, seine Wehmut und seine Hoffnung niederschreibt.
Und so werden seine Gedanken zu Gebeten der Klage, der Unruhe, der Angst, aber auch der Freude und des Jubels. Sein Leben und alles, was in seinem Leben passiert, findet letztlich in Gott Erfüllung und Vollendung.
Und dann stellte er mir die Frage, ob es sinnvoll sein könnte, seine Notizen drucken zu lassen. Ich weiß nicht mehr so genau, wie ich reagiert habe.
Auf jeden Fall, warum nicht – meinte ich.
Eines schönen Tage – ich weiß zwar nicht mehr, wie das Wetter war und ob es ein schöner Tag war – brachte er mir sein Manuskript mit der Bitte, ich möge ihm zum Druck dieses Buches verhelfen.
Warum sollte das Buch nicht gedruckt werden? Es gibt sicher Menschen, Nonnen und Mönche, und andere Leute, die sich interessieren, wie es einem Mönch geht, was er tut und denkt und redet und schweigt und betet und arbeitet usw.
Es fällt mir ein, dass viele Leute, Politiker, Bischöfe, Priester, Dichter und Denker – ich denke z. B. an den hl. Papst Johannes XXIII. – Tagebücher geschrieben haben. Und diese Tagebücher wurden auch gedruckt.
Warum sollte nicht auch einmal ein solches Buch von einem kleinen, einfachen, aber doch ehrlich Gott suchenden Menschen gedruckt werden?
So schreibe ich gerne dieses Vor-Wort zu seinen vielen, vielen Worten.
Ich hoffe, dass Gert Klosterer, aber so heißt er ja in Wirklichkeit gar nicht, viele geneigte und verständnisvolle und auch kritische Leserinnen und Leser finden möge.