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Dörte Brilling veröffentlichte ein Update in der Gruppe lit:chat zu dem Buch: "Stillleben" von Antonia Baum vor 6 Jahren, 5 Monaten
Lektüre des 2. Abschnitts (Kapitel 4 bis 10)
*** 11. Mai bis 15. Mai ***
Dörte Brilling veröffentlichte ein Update in der Gruppe lit:chat zu dem Buch: "Stillleben" von Antonia Baum vor 6 Jahren, 5 Monaten
Lektüre des 2. Abschnitts (Kapitel 4 bis 10)
*** 11. Mai bis 15. Mai ***
Jutta hatte einen „wahnsinnig schwierigen“ Einstieg in das Buch. Janina hätte es beinahe beseite gelegt. Frieda_W. ärgert sich über die Gesellschaftskritik ohne Plan, freut sich aber über die Thematisierung Mutterschaft/Kreativität. Die Passantin versucht eine sehr persönliche Annäherung an den Text. Annegret macht sich Gedanken über die möglichen Bedeutungen des Titels. Page findet Antonia Baums Stil „scharf und auf den Punkt genau“.
Wir lesen bis zum 15. Mai den 2. Teil des Buches (bis Kapitel 10). Wenn ihr Fragen an die Autoren habt, schickt sie mir bitte, am Ende des lit:chat gibt es einen live Talk mit der Autorin. Ich nehme dann alle Fragen mit ins Interview.
Der Text ist zwar klug und die Autorin hat ohne Frage eine große Beobachtungsgabe, aber ich habe auch so meine Schwierigkeiten damit. Mich berührt das Buch bisher leider kaum. Vielleicht kommt es mir teilweise so banal vor, gerade weil ich Baums Situation zu nah bin (Akademikerin, Anfang 30, in einer festen Beziehung, kleines Kind).
Abgesehen davon, was haltet ihr von Kapitel 6 und dem Vergleich zwischen trendiger Naturbegeisterung und Naziideologie?
Ich denke, Frau hat es heute gar nicht mehr nötig, der Naziideologie nachzujagen. Frau als Gebärmaschine für neue deutsche Soldaten. Naturbegeisterung in bezug auf Mutter sein, ist ein Trend, der auf den Geldbeutel geht. Wenn ich mit meinem Geld haushalten muß, werde ich mich nicht in unnötige Zusatzkosten stürzen. Denn so ein kleines Wesen ist schon teuer genug! Wer es kann, darf es machen. Auch ohne Naturbegeisterung wird aus dem Baby ein vernünftiges Kind!
Als Frau mit Kind – so erging es mir zumindest – ist mir nie die Idee gekommen, niemand zu sein, so wie die Autorin es formuliert. Man ist eine Frau, die sich um das Kind kümmert, das Kind, das Liebe und Pflege benötigt. Das ist doch etwas! Natürlich kann man sich dann von großen Plänen verabschieden, denn mit Kind kann man nicht groß planen, aber man kann davon träumen, was man machen kann, wenn das Kind größer ist.
Wenn die Autorin sagt, daß das Kind dann doch recht unvermittelt zu ihr kam, kann ich das nicht verstehen. Schließlich braucht das Kind immerhin 9 Monate, um sich im Mutterbauch zu entwickeln, genug Zeit, sich mit dem Gedanken an das Kind anzufreunden. Zugegeben, beim ersten Kind wußte ich nicht gleich oder zeitnah, daß ein Kind unterwegs ist.
Ich komme noch einmal auf das Thema Stillen zurück. Es ist jeder Frau selbst überlassen, ob sie stillen will oder nicht. Mit meinem zweiten Kind kam ich zum Stillen, und ich fand es herrlich, daß „die Milchbar“ jederzeit geöffnet war, wenn das Kind Hunger bekam. Nicht erst noch schnell Wasser heiß machen, das Fläschchen zubereiten, schnell abkühlen, weil das Kind quengelt. Leider war es bei meinem Sohn dann so, daß er nicht genung bekam, weil er beim Stillen einschlief, so daß ich auf Anraten des Kinderarztes nach der 5. Woche Fläschchen beifütterte. Und dann konnte er nicht mehr genug bekommen!
Es sollte Frau egal sein, was andere sagen in bezug auf das Stillen. Für mich ist das eine persönliche Entscheidung.
Die Sorge als Grundzustand, von der die Autorin spricht, ist nach meiner Erfahrung meist nur beim ersten Kind vorhanden. Beim zweiten läuft alles nebenher, denn mit dem zweiten ändert sich der Alltag nochmals.
[langer Kommentar]
Ich bin von den ersten 10 Kapiteln hin- und hergerissen. Ein äußerst ambivalentes Leseerlebnis. Ich fand den Anfang zum Beispiel wesentlich besser als viele andere hier. Und im weiteren Gegensatz dazu fällt meine Begeisterung mit jedem neuen Kapitel ab.
Ich versuche nicht allzu kritisch mit Buchanfängen umzugehen. Ich versuche mich komplett auf die Perspektive der Autor*innen einzulassen, auch wenn diese mir nicht gefallen sollte. Aber darum geht es ja häufig auch gar nicht. Mir muss ja nicht jede Sichtweise gefallen, sie muss aber in sich kongruent sein bzw. Ambivalenzen schlüssig vermitteln. Ein einfaches „Ist halt so“, ist für mich der literarische Tot. Und genau dies ist am Anfang bei Stillleben auch noch so. Die Ambivalenzen werden reflektiert, die eigene Rolle wird nicht als naturgegeben akzeptiert, sondern in ihrer sozialen Konstruktion, als Ergebnis von Macht und Herrschaft hinterfragt. Wie hier schon geschrieben wurde, in Zeiten eines Rechtsrutsches und damit auch einem Erstarken des Antifeminismus, ein immer wichtiger Beitrag.
Gleichzeitig wurde hier auch schon darauf hingewiesen, dass es sich bis hierher natürlich um ziemlich banale Erkenntnisse und Themen des Feminismus handelt, die bereits tausendfach beschrieben und in den Feuilletons totgeritten wurden. Auch wenn mir die (leider spärlichen) Hinweise auf die Literatur bisher gut gefallen haben.
Für mich wird es allerdings etwas absurd, wenn die kritische Selbstreflektion bei den Rollenbildern stehen bleibt. Die gutverdienende Mutter mit ihrem gutverdienenden Mann aus gutem Hause, kommt also mit ihrer Rolle nicht zurecht, kann aber nicht über ihren Schatten springen, um gesellschaftliche Strukturen zu erkennen, die diese Rollenbilder unterstützen. Zwar erkennt sie noch den Leistungsgedanken, aber den neoliberalen Kapitalismus mag sie nicht kritisieren. Schließlich gehört sie zu den Gewinnern des „Systems“. Ich kann nicht umhin, dies als klassische First-World-Problems zu identifizieren. Wie sollen sich Mütter fühlen, die sich nicht für jedes kleine Problemchen einfach irgendwas oder irgendwen kaufen können?
Zwar erkennt sie ihren Klassismus, aber das hat keine Konsequenzen. So wie alles Nachdenken bei ihr keine Konsequenzen zu haben scheint. Mir gefallen viele Gedankengänge, aber am Ende steht immer ein „ist halt so“, „lässt sich nicht ändern“, „so bin ich eben“. Was hilft die Erkenntnis, dass etwas schlecht läuft, wenn ich nicht bereit bin es zu ändern? Und da sind wir wieder beim Problem des Bildungsbürgertums. Es sind die Gewinner unserer Gesellschaft. Allein zu schreiben, der Wirtschaft in Deutschland gehe es gut, ist ein vollkommenes Verkennen der Situation seit spätestens 2008. Na klar, wenn man Bücher schreibt, für die FAS und die Zeit als Journalistin tätig ist, merkt man das vielleicht nicht, weil man sich immer so schön mit der eigenen elitären Klientel umgibt. Dann merkt man auch nicht, dass Deutschland ein Billiglohnland geworden ist, in dem der Armutsbericht immer alarmierender wird, von Gutverdienern aber nicht wahrgenommen wird. Schließlich betrifft es sie nicht und man kann ja immer noch seinen selbstgemahlenen Kaffee in seiner Espressomaschine machen. Kostet doch alles nichts.
Mir ist auch die Struktur dieses Essays, ein Roman ist es ja nun wirklich nicht, noch völlig unklar. Kapitel 6 mit seinem teils wirren Zusammengekleistere von Dingen, die nicht zusammengehören ist da bisher der Höhepunkt. Nachvollziehbar ist für mich noch die Verbindung zur Traditionslinie des Nationalsozialismus. Diese Diskussion wurde auch schon reichlich in Bezug auf die Grünen geführt. Naturschutz ist immer auch Heimatschutz und damit ein Thema für Rechtsradikale. Und genauso ist es bei der Überbetonung von „natürlichen“ Prozessen, da finden sich immer heimattümelnde, esoterische Gruppierungen und Inidividuen ein, die in einer (teils ungewussten) Traditionslinie der Nazis stehen. Aber dass Baum dann alles was ihr suspekt erscheint da reinwirft, jegliche Verschwörungstheorien und diese dann auch noch mit Kapitalismus- und Globalisierungskritik in einen Topf wirft, ist schon besonders ignorant.
Wer Bourdieu anführt, aber nicht bereit ist, zu erkennen, dass Bourdieus Arbeiten grundlegend Kapitalismus- und Globalisierungskritisch sind, nimmt sich nur den Teil vom Kuchen, der ihm schmeckt. So funktioniert das aber nicht. Und so wirkt alles, was Baum in Stillleben bisher geschrieben hat. Von allem wird sich der Teil genommen, der einem passt, und das andere wird ignoriert.
Es ist eine intellektuelle Nabelschau, eine selbstverliebte Darstellung „Schaut her ich bin Mutter und so geht es mir damit“. Und damit steht sie genau in der Tradition, die sie so anprangert, den ganzen „Muttiblogs“ im Internet. Und hier verbringt Baum ganz offensichtlich auch zu viel Zeit, was an den permanenten englischen Begriffen, die allesamt Internet-Buzzwords sind, deutlich wird.
Einerseits ist das natürlich authentisch und zeigt die Probleme einer jungen, gebildeten Mutter. Andererseits sind das Probleme des weißen, gutverdienenden Bildungsbürgertums. Dadurch nicht weniger echt, aber für mein Empfinden weniger bedeutsam. Aber wird sind ja auch erst in der Hälfte angekommen. Vielleicht findet in der zweiten Hälfte wieder mehr kritische Selbstreflektion und weniger Larmoyanz statt. Vielleicht rücken die feministischen Ansätze wieder in den Vordergrund und nicht die narzisstischen. Potenzial ist genügend da. Schreiben kann Baum ja ohne Zweifel und belesen ist sie offenbar auch.
Ich kenne mich nicht gut aus mit gesellschaftskritischen Theorien. Selbst wenn man mich fragen würde, was ich unter Feminismus verstehen, würde ich wahrscheinlich nur mit einigen Buzzwords antworten, aber am Ende wäre ich mir sicher, dass ich jeweils ein Gefühl dazu hätte, das mich irgendwie mal mehr, mal weniger reinzieht in eine Wut oder eben auch Zufriedenheit … und so ist das hier auch. Nehmen wir das Beispiel Afd=Verschwörungstheoretiker=Esoterik=Heiler= irgendwas. Mich würde hier tatsächlich interessieren, wie das im Einzelnen von der Autorin definiert wird. Gut, was die Afd ist, wissen wir. Aber auch da: Meint sie tatsächlich, die Afd wären ausschließlich die „Abgehängten“? Das kann sie eigentlich nicht wirklich glauben. Aber so kommt es mir vor. Hier ist es eben doch relevant, was das Buch für eine Textsorte ist. Im Roman kann das auktoriale Ich alles denken, benhaupten, glauben … es hat keinen Anspruch auf die Objektivität. Im Essay sieht das schon etwas anders aus. Hier müsste man Stellung beziehen, was die Autorin, glaube ich, auch nicht scheut, aber sie macht es nicht. Nicht aus Angst, sondern aus Unwissenheit, anders kann ich mir das nicht erkären. Sie weiß es nicht.
Noch eine andere Sache, die hier, auch in den anderen Kommentaren, immer mal wieder durchklingt: das Argument, dass es anderen viel schlechter geht, und sie typische Erste-Welt-Probleme hat, ich weiß nicht, ob das tatsächlich so konstruktiv ist. Du sagst: echt ja, aber für dich weniger bedeutsam. Das würde mich in der Tat interessieren, wie die anderen darüber denken. Es scheint ja für sie auch irgendwie existenziell zu sein (oder ist das nur *vorgestellt*, also im Heiderggerschen Sinne?). Ist es deshalb weniger bedeutsam oder trifft es einen mit der gleichen Wucht? Und was wären Ansätze der Lösung?
„Ist es deshalb weniger bedeutsam oder trifft es einen mit der gleichen Wucht?“ Für Baum ist es natürlich echt und bedeutsam. Und es trifft sie offensichtloich so sehr, dass sie ein Buch darüber schreibt und die Welt daran teilhaben lassen möchte. Nur ist die „Welt“, die Baums Erfahrungen teilt ein sehr sehr kleiner Auschnitt der wirklichen Welt. Deshalb ist es für mich weniger bedeutsam, weil es erheblich mehr Menschen gibt, die mit weitaus existenzielleren Problemen zu kämpfen haben. Das macht es für Baum nicht besser, aber für mich eben weniger bedeutsam. Ich lese auch keine larmoyanten Artikel von Maschmeyer, falls er mal mit seiner Rolle als Ehemann überfordert sein sollte (oder als Mensch, was naheliegender ist).
Es wäre einfach besser, sie würde diese ihre privilegierte Stellung nicht einfach als Status quo akzeptieren, sondern eben in die Selbstreflektion mit einbeziehen und vor allem mal Schlüsse aus ihrer Analyse ziehen.
Puuuh, also, ob jetzt mehr oder weniger bedeutsam in Bezug auf die Armut und das Elend auf diesem verrückten Planeten; das ist ein verdammt düsteres Buch bisher. Die Autorin hat mein ganzes Mitgefühl; ich würde mich wahrscheinlich auch ständig beim Kind dafür entschuldigen wollen, daß es überhaupt da ist und mir diese „totale Sorge“ machen. Ich könnte das ja eigentlich schön distanziert lesen, weil ich in meinem Leben mit Kindern so direkt nicht viel am Hut habe, aber ganz leicht fällt mir das nicht. Das hat alles etwas Albtraumhaftes. Zwischendurch kommen mal ein paar Momente des Friedens, aber die verdampfen auf dem nächsten schweren Gedanken. Zwischendurch erwische ich mich bei dem Wunsch, daß das Ganze noch ein schön kitschiges Hollywood-Happy End erfährt, aber dat is ja auch Quatsch! Egal. Go, Antonia, go! 🙂
Das sehe ich ähnlich und dazu nerven mich diese blösen Polarisierungen: „Und so war es, als gehörten meine Brüste und was ich mit ihnen machte plötzlich Deutschland.“ S. 84. Kann mir vorstellen, dass sie auch beleidigt wäre, wenn niemand sie ansprechen würde. Dann wäre sie ganz alleine in ihrer Wohnung und würde auch gegen die Gesellschaft pesten, die sie alein lässt. Für einen autobiographischen Text einfach bescheuert, alles so schrecklich auf sich selbst zu beziehen statt ein bisschen lässig zu sein.
Ich hatte anfangs geschrieben, dass Antonia Baum interessante gesellschaftliche Fragen aufwirft. Die Fragen werden aufgeworfen, aber nicht beantwortet.
Das subjektive Erleben der Schwangerschaft und Mutterschaft, das Frau Baum beschreibt, kann ich in vielen Bereichen durch mein eigenes Erleben sehr gut nachvollziehen:
Die Unsicherheit mit dem ersten Kind;
der Wunsch und das Bemühen, alles „richtig“ zu machen;
die Belastung, die die Paarbeziehung durch die neuen Lebensumstände erfährt;
das neue Gefühl als Mutter, nicht mehr selbstbestimmt über das eigene Wollen entscheiden zu können (S. 92)
die Welt aufgeteilt zu erleben in „Draußen“ und „Drinnen“.
Aber, bei allem Verständnis bin ich zusehends genervt von dem Buch. Und ich frage mich, warum.
Frau Baum schafft es meiner Meinung nach nicht, das Erlebte so zu schildern, dass ich mitfühlen kann. Sie berichtet mit einer gehörigen Portion Distanz – auch sich selbst gegenüber – und ich vermisse durchgehend eine gewisse Empathie: Die Yogalehrerin ist doof, die anderen Yogateilnehmerinnen scheinen alles im Griff zu haben und nicht an Kontakt interessiert zu sein, die Mitbewohner in ihrem Haus sind allesamt asozial, “ dass sich alles auf das Baby überträgt“ … erscheint als „unmögliche Arschlochinformation“ (S. 99) usw. usw.
Das ist eine Grundhaltung, die für mich schwer nachvollziehbar ist und von der ich nicht noch mehr brauche.
Warum lese ich? Weil mich der Inhalt eines Buchs interessiert, weil mir das Gelesene ein gewisses Lesevergnügen bereitet, weil ich einen Erkenntnisgewinn haben möchte.
Das ist für mich hier alles nicht gegeben. Wenn ich das Buch privat lesen würde, würde ich es jetzt weglegen. Schade!
Ja, die fehlende Empathie, das ich es auch, was mich nervt. Empathie gegenüber ihren Mitmenschen, Außerdem frage ich mich: Kann sie sich überhaupt über ihr Kind freuen?
Ich bin mir immer noch nicht ganz im Klaren darüber,soll es Jetzt zur Abschreckung dienen, bloß keine Kinder in die Welt zu setzen oder ist die Protagonistin so naiv.
Statt Monate lang Angst davor zu haben,nie wieder schreiben zu können,lieber die Zeit nutzen.
Aber immerhin kam sie ja dann doch noch von selbst drauf und da wurde mir das Buch und die Protagonistin zum ersten Mal sympathisch.
Die Historischen Anmerkungen zur Mutter,fand ich interessant.Davo würde ich mir mehr wünschen.Damit bekommt dieses Buch auch den Sachbuch Stempel.Noch empfinde ich es eher wie ein Erfahrungsbericht mit viel Gesundheit.
Ich hänge leider furchtbar hinterher, aber muss trotzdem noch einen Kommentar zu diesem früheren Leseabschnitt loswerden. Angesichts von Antonia Baums ausführlichem Exkurs über Ängste in unserer Gesellschaft in Kapitel 6 mache ich mir Gedanken über ihre eigenen Ängste. Was macht ihre Orientierung am Draußen, an den Maßstäben der vermeintlich Anderen mit ihr? Was passiert mit der unerfahrenen Mutter durch die (hohen?) Erwartungen an sich selbst und an das Bezugnehmen auf die Erwartungen, die Gesellschaft (auch repräsentiert durch Blogs und Zeitartikel) an sie stellen? Das macht Angst und die kann man finde ich beim Lesen des Textes immer wieder spüren. Als Mutter finde ich das ehrlich gesagt, sogar nachvollziehbar. Durch die Verantwortung für ein Kind verändern sich Perspektiven. Es tauchen Unsicherheiten auf, von denen man nie geahnt hat, dass man sie mal empfinden würden und es tauchen neue Ängste auf. Gerade in Baums Exkurs zum titelgebenden Still-Leben wird das für mich zu einem zentralen Aspekt.. Wenn man das weiterdenkt und ihre Aussagen zur Angst überdenkt, lande ich bei der Frage: Lähmen die Ängste unsere Gesellschaft und gerade deshalb geht es nicht voran – nicht mit dem Feminismus, nicht mit neuen Formen der Mutterrolle, neuer Rollenverteilung überhaupt, neuer Akzeptanz und nicht mit sozialer Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern und den diversen Bevölkerungsgruppen, die für Baum ja auch wichtig sind (aber dazu vielleicht später mehr).