Ein Ort, ein Berg. Und ein paar Menschen, die da geblieben sind.
Und das, obwohl ein Journalist, der eine Zeitlang im Ort war und über den Berg recherchiert hat, prophezeit hat, dass der Berg in nicht allzu ferner Zukunft einstürzen und den Ort unter seinen Geröllmassen begraben wird.
Der Berg dient nämlich dem Erzabbau, ist durchzogen von tausenden von Stollen und Schächten. „Wer durch den Ort geht, der weiß: Hier passiert etwas. Oder eher: Hier ist etwas passiert.“ (S.11)
Der Ort wird nicht beim Namen genannt. Nur eine Plakette vor der Kirche belegt: „Zur Stadt erhoben 1857“ (S. 7). Der Ort wirkt wie aus der Zeit gefallen. Touristen kommen nicht mehr, viele Einwohner sind in die Stadt gezogen. Und zwischen denen, die geblieben und denen, die gegangen sind, scheint es keine Möglichkeit der Verständigung zu geben. Keine der beschriebenen Beziehungen ist stabil oder verlässlich.
Einfühlsam und in ruhigem Erzählton bringt uns Gamillscheg ihre Figuren näher : Susa, die Wirtin des „Espresso“, die gegen jegliche Veränderung ist; Merih, der als Regionalmanager dafür sorgen soll, dass die Bewohner aus den Siedlungen in den Ortskern umziehen, weil ein Landschulheim gebaut werden soll; Martin, der fehlt; Wenisch, der frühere Bergbauarbeiter, der den Berg kennt und der immer noch hofft, dass seine Tochter wieder aus der Stadt zurück kommt; Teresa, die immer wieder einen Spalt im Berg inspiziert und seine Veränderung wahrnimmt und die von einem Leben in der Stadt träumt. …
„Alles was glänzt“ ist ein ruhiges Buch, atmosphärisch dicht durch den omnipräsenten Berg, die genaue Schilderung der Figuren, traurig und schön.
Sehr lesenswert!
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