„In einer Welt, in der dich alles permanent anschreit, um deine Aufmerksamkeit zu erregen, ist es eine fast unersetzliche Superkraft, die Stille hören zu können.“
Gesa Neitzel, Jahrgang 1987, ist Rangerin in Afrika und Autorin. Dies ist ihr zweites Buch. Ich muss dazu sagen, dass ich das erste nicht kenne. Der Untertitel des Buches, „Was ich von Afrikas Wildnis fürs Leben lerne“, ließ mich ein Buch über Afrika erwarten. Über wilde Tiere, über die Wildnis, über das einfache Leben. Dies wird der Leser in diesem Buch jedoch nicht oder nur sehr bedingt finden. Vor allem erzählt Gesa hier recht ungeordnet über ihren Lebensweg und die Suche nach dem Sinn des Lebens. Sie gehört zur Generation Y (wie ich auch) und scheint recht ziellos durchs Leben geirrt zu sein, bis sie in einem Südafrika Urlaub ihre Bestimmung fand: sie beschloss, sich zur Rangerin ausbilden zu lassen. Zuvor arbeitete sie unter anderem als Fernsehredakteurin. Zudem ist sie Autorin – wie sie in diesem Buch beschreibt ist dies jedoch ein Mittel zum Zweck: Ihre Ausbildung zur Rangerin konnte sie sich nur leisten, indem sie gleichzeitig ein Buch darüber schrieb. Es bleibt offen, wofür sie das Geld vom zweiten Buch verwenden wird. Die ersten 160 Seiten des Buches philosophiert Neitzel tatsächlich über Gott und das Leben – es geht hier um alles und nichts, leider aber wenig um den afrikanischen Kontinent. Der Leser bekommt Tipps, wie er seine Bestimmung im Leben finden kann. Denn es scheint für Neitzel klar zu sein, dass wir die alle noch nicht gefunden haben – daher kann sie uns hier so wunderbar anleiten. Ich kann hier die Ansichten der Autorin leider häufig nicht teilen – zum Beispiel scheint sie der Meinung, Natur sei nur in Afrika zu finden. Tja, ich kann sehr wohl auch in den Alpen genug Natur finden, vielen Dank. Auch hier gibt es Tiere zu beobachten und Ruhe zu genießen! Biologische Vorgänge in unserem Körper werden als „Weisheit“ des Körpers betrachtet. Auch erzählt die Autorin so selbstbestimmt und viel darüber, die eigene Bestimmung im Leben zu finden, scheint aber trotzdem mit dem Leben als Rangerin nicht vollends zufrieden – so beschreibt sie das zumindest im Buch (sie nimmt nur noch ausgewählte Kunden mit auf Safari). Auch ist sie der Meinung, das Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern sei fast erreicht – meiner Meinung nach muss sich hier noch einiges tun. Ab Seite 160 nimmt das Buch Fahrt auf, bis dahin handelt es sich lediglich um ungeordnete Gedanken der Autorin zu ihrem Leben und dazu, wie andere ihr Leben leben sollten. Ab hier geht es um positive Denkweisen, Leben mit der Natur und um Nachhaltigkeit – interessante Themen, zu denen die Autorin auch einige interessante Referenzen liefert. Da ich diesen Teil doch sehr interessant fand, gibt’s zwei statt nur einem Stern. Insgesamt aber leider enttäuschend. Vielleicht ist dieses Buch nur etwas für die, die noch „planlos“ durchs Leben irren und ihre Bestimmung suchen? Ich weiß es nicht, denn ich habe meine Bestimmung zum Glück gefunden.
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