Aus dem Leben einer jungen Frau. Nur nicht aus dem Leben, wie es sich 2020 verhält.
„Und jetzt bin ich hier“ ist eigentlich die normale Geschichte einer Schulabgängerin, die feiernd durch die Nächte zieht, das Leben in vollen Zügen genießt, und dann plötzlich an den Punkt gelangt, sich selbst in all dem Trubel zu suchen. In einer Zeit, in der junge Menschen viel Zeit haben, sich mit sich selbst zu befassen, liest sich das fast ein wenig befremdlich. Aber das ist natürlich nicht Sache der Autorin Jessica Andrews, die ihr Romandebüt „Saltwater“ im Original bereits 2019 veröffentlichte und schon Preise erhielt, ehe Hoffmann & Campe es jetzt bei uns herausbrachte.
Tatsächlich liest sich die Andrew´s Story längst nicht so oberflächlich, wie der Kladdentext erwarten ließe. Lucy, die Protagonistin, die nach dem Schulabschluss nach London geht, findet das dortige coole Leben derer, denen es gut geht im Leben, gar nicht so selbstverständlich. Ihre Kindheit war anders. Ihr Bruder krank, am Ende taub, die Eltern in ständigen Sorgen, seelisch, familiär und finanziell. Bis es schließlich zu deren Trennung führt. Und Lucy auch damit zurecht kommen muss.
Andrew zieht unsere Stimmung mit ihrem Erzählen aber keinesfalls nach unten. Sie erzählt wie das Leben eben ist. Ohne viel Brimborium. Sie hat dafür ein großartiges Repertoire an Metaphern und Bildern. Ihre Sprache ist es, die das Lesen so intensiv werden lässt, nicht so sehr die kurzen Sequenzen des Erzählten.
Der Roman liest sich dadurch unglaublich fließend – und das wiederum macht besonders viel Freude, wenn das Leben um uns herum so ruhig vor sich hin plätschert. Eine Lese-Empfehlung für Mütter und Töchter.
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