Kommt es mir nur so vor – oder sind tatsächlich mehr französische Romane im Gespräch dieses Jahr? Ich tippe mal auf den Erfolg des Gastland-Konzeptes der Buchmesse.
Obwohl der Franzose Antoine Laurain mit „Die Melodie meines Lebens“ wirklich nicht zum ersten Mal einen Erfolg in Deutschland landet.
Dieser neue Roman nimmt verpasste Chancen, verlorene Lieben, hapernde Freundschaften ins Visier. Eigentlich dreht es sich auch hier wie in Paul Austers „4 3 2 1“ alles um die Frage „Was hätte sein können?“ und „Was wäre, wenn…?“ Die Frage, die wir uns alle dann und wann stellen
Was also wäre gewesen, wenn Alain, der ein ruhiges Leben als Arzt führt, den Brief einer Plattenfirma nicht erst mit 33 Jahren Verspätung erhalten hätte? Da es nun mal ist, wie es ist, stellt das Eintreffen des Briefes sein wohl geordnetes Leben erst einmal auf den Kopf. Er sucht ein altes Demoband und nimmt dazu Kontakt zu seinen alten Bandkollegen auf. Keiner von ihnen ist der Musik treu geblieben. Alle haben in den vergangenen 30 Jahren völlig unterschiedliche Wege eingeschlagen. Laurain erzählt uns, welche.
Das geschieht humorvoll, einfühlsam, durchzogen mit der Melancholie verpasster Chancen. Aber man bewegt sich meist mit den Handelnden in ihrer Gegenwart und die Geschichte fokussiert darauf, wie die einzelnen Bandmitglieder ihr Leben heute meistern. Ihr ahnt vielleicht, dass diese Lebenswege nicht nur schillernd verlaufen sind…
“Die Melodie meines Lebens” ist eine Geschichte über das Leben und Entscheidungen, die das Leben bestimmen. Sie geben den Takt an – und die Meldodie des Lebens spürt diesem Takt nach. Dabei verfängt sich der Autor aber nicht im Melancholischen sondern bleibt sehr zeitgemäß, politisch durchaus mal kritisch und vor allem nah am heutigen Menschen. Insgesamt kein wahnsinnig tiefsinniger aber ein schön zu lesender Roman.
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