Die „Bagage“, das sind die Grosseltern der Erzählerin, die gemeinsam mit ihren vier Kindern abgeschieden vom Rest des Dorfes leben. Das Häuschen der beiden ist ohne fließend Wasser oder gar Strom und womit der Großvater Josef genau den Unterhalt für die Familie verdient weiß keiner so genau, außer, dass es sich wohl um „Geschäfte“ handelt, die er auch mit dem Bürgermeister des Ortes abwickelt.
Die Großmutter, Maria, gilt als mit Abstand schönste Frau weit und breit und zieht so das Begehren anderer Männer sowie den Neid von Frauen auf sich.
Als Josef dann 1914 gleich zu Beginn des Krieges eingezogen wird, bittet er den Bürgermeister auf seine Frau acht zu geben, aufgrund ihrer Schönheit.
Tatsächlich wird Maria während Josefs Abwesenheit schwanger und obwohl es leicht während Josefs Fronturlaub passiert sein kann, gehen alle davon aus, dass die Tochter ein „Balg“ ist.
Die Autorin bildet die Geschichte und die Zeit auch in ihrem Schreibstil ab, er ist teils einfach und mit Mundart versetzt und gibt den Ton der Menschen damals gut wieder.
Die handelnden Personen bleiben dem Leser oft fremd, aber ich denke, dass dies genauso durch die Autorin gewollt ist und wiedergibt, wie einem selbst die eigenen Vorfahren doch immer ein wenig fremd bleiben, egal wie sehr man sich mit ihnen beschäftigt. Es ist eben kein rein fiktiver Roman, bei welchem sich der Autor einfach Dinge dazu denken kann, um die Figuren nahbarer oder ihr Handeln erklärbarer zu machen. Meiner Meinung nach trifft die Autorin hier genau die richtige Mischung aus dem Nacherzählen von dem, was ihre Verwandten ihr berichteten und dem, was man sich dazu denken muss, um Lücken in der Geschichte zu füllen.
Einen Stern Abzug gebe ich nur, weil ich aufgrund des Klappentexts dachte, es würde mehr über das Leben von Grete, der Mutter der Autorin, berichtet werden und es auch sehr interessant gefunden hätte, wie es für sie war, als uneheliches Kind zu gelten.
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