Während ich diesen Text schreibe, stürmt es draußen. Es regnet, Apfelblüten schneien herab, die Äste der Bäume bewegen sich im Takt des Windes. Und irgendwie erscheint mir das auch richtig so, denn „Teich“ ist kein Buch für leichte, fröhliche, sonnige Tage. „Teich“ ist ein sprachlich wunderschönes, inhaltlich aber recht sperriges Buch und es ist völlig anders als von mir erwartet.
„Vom Leben in einem einsamen Cottage an Irlands Westküste“ heißt es auf dem Umschlag, und sofort sprangen mir Bilder in den Kopf von steinigen Klippen, von selbstgezogenem Gemüse, vom einfachen Leben im Einklang mit der Natur. Nichts davon findet sich in Claire-Louise Bennetts Debütroman wieder, kein Einklang, kein Gemüse.
Eine junge Frau erzählt aus ihrem Leben. In Bruchstücken, unzusammenhängend, eigentlich mehr öffentlich denkend. Antriebslos wirkt sie, fast menschenfeindlich. An Gartenarbeit hat sie kein Interesse, die Nachbarn meidet sie, näheren Kontakt erträgt sie nur mit Alkohol. Einen Freund scheint es zu geben, der regelmäßig vorbei schaut, auch wenn sie ihn lieber gehen als kommen sieht. Sie lebt in ihrer eigenen Welt, die ein wenig verzerrt wirkt, ein wenig wie unter Wasser betrachtet, abgeschlossen. Ihr Blickwinkel auf den Alltag, die Alltagsdinge ist anders, schon das sondert sie ab. Ihr offensichtliches Desinteresse an ihren Mitmenschen tut ein übriges.
Das einfache Leben in dem alten Häuschen, mit wenig Abwechslung und täglichen Abläufen wie Feuer machen, Tee kochen scheint das Maximum dessen zu sein, was sie bewältigen kann. Schon der Gang zur Biotonne ist ein tägliches Zuviel.
Schreiben gibt ihr den selbstgewählten Kontakt zur Außenwelt. Sie spricht nicht mit sich selbst, sondern wendet sich häufig direkt an den Leser, offenbart ihre Gedanken, ihre Überlegungen, sprunghaft, ohne Tabus, scheinbar plötzlichen Eingebungen folgend.
„Teich“ ist ein Buch, das sich nicht sofort öffnet. Man muss sich dem Sprachfluss anvertrauen, in der Stimmung sein für eine Blickwinkeländerung, sich einlassen. Und auch dann ist der Inhalt nicht leicht zu fassen, muss man Puzzleteilchen aneinander reihen, bereit sein, dem nächsten Gedankensprung zu folgen. Dabei ist der Roman nicht hektisch, eher im Gegenteil fokussiert auf einzelne Momente, Überlegungen. Und da hat der Gedanke, ob eine Banane zum Frühstückskaffee passt, dieselbe Wertigkeit wie die Frage, ob von dem einsamen männlichen Wanderer irgendeine Gefahr ausgeht.
Es gibt Schriftsteller, deren Gedanken mäandern flussgleich. Hier dagegen passt der Buchtitel „Teich“ hervorragend, denn es werden immer neue Aspekte einer in sich abgeschlossenen Welt betrachtet. Die Frau, das Cottage, die Landschaft drumherum. Mehr braucht es nicht.
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