Laetitia Colombani legt mit „Der Zopf“ ihren Erstlingsroman vor, der 2018 im S. Fischer Verlag erschienen ist.
Colombani flicht in ihrem Roman die Geschichten der drei Frauen Smita, Giulia und Sarah ineinander, wie beim Zopf-Flechten.
Die Lebensumstände ihrer drei Protagonistinnen könnten verschiedener kaum sein: Smita ist eine Dalit, eine Unberührbare in Uttar Pradesh, Indien, Giulia ist Unternehmertochter in Palermo, Sizilien und Sarah ist erfolgreiche Anwältin in Montreal, Kanada.
Colombani beginnt ihren Roman unvermittelt an einem Tag in Smitas Leben: „Smita erwacht mit einem seltsamen Gefühl, einer sanften Ruhelosigkeit, nie dagewesenen Schmetterlingen im Bauch. Heute ist ein Tag, an den sie sich ihr Leben lang erinnern wird. Heute kommt ihre Tochter in die Schule“ (S. 13), wir lernen ihre Lebenswirklichkeit kennen und bekommen tiefe Einblicke in die Welt, in der sich Smita als Dalit und als Frau behaupten muss.
Giulias und auch Sarahs Leben scheint dagegen auf den ersten Blick „leichter“, wohlsituiert und geordnet. Doch auch diese beide Frauen treffen unvorhergesehene Schicksalsschläge, mit denen sie konfrontiert sind und mit denen sie umgehen müssen.
Colombani lässt uns tief in die Gefühlswelt von Smita, Giulia und Sarah blicken. Die Leser*innen erleben ihre Konflikte mit, ihre Widersprüche, ihre Ängste und Zweifel. Alle drei Frauen verbindet nicht nur das Thema „Haare“, sondern vor allem, dass sie letztendlich ihren ganz eigenen Weg gehen und sich durch Charakterstärke, Unbeirrbarkeit, Mut und Willensstärke auszeichnen.
Nicht umsonst hat Colombani ihren Roman „Den mutigen Frauen“ gewidmet!
Ein ruhig erzähltes Buch, das klug konstruiert ist, das uns die Lebenswirklichkeiten der drei Protagonistinnen näher bringt, beim Lesen zum Nachdenken anregt und Mut macht, seinen eigenen Weg zu suchen und zu gehen.
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