Achtung, dieses Buch ist böse! Es enthält eine geballte Ladung schwarzen Humor aus der spitzen Feder Evelyn Waughs, des Meisters der treffsicheren Pointen und brillanten Formulierungen.
Waugh, der 1947 nach Amerika reiste, um Details zur Verfilmung seines wohl berühmtesten Buches „Wiedersehen in Brideshead“ zu klären, stolperte über den dort üblichen Umgang mit Toten und Beerdigungen. Das inspirierte ihn zu dem Roman „Tod in Hollywood“, wo er mit großem Vergnügen die Kuriositäten des amerikanischen Bestattungswesens unter die Lupe nimmt.
Der bislang in Amerika erfolglose britische Schriftsteller Dennis Barlow arbeitet beim Tierbestatter „Die ewigen Jagdgründe“, um finanziell über die Runden zu kommen. Dort werden mit größtem Aufwand und gemäß den Wünschen ihrer Halter die verstorbenen Lieblinge zurecht gemacht und zur letzten Ruhe gelegt. Großes Vorbild dabei sind „Die elysischen Gefilde“, das entsprechende Pendant aus der Menschenwelt, ein riesiges Gelände mit allen Schikanen, dem perfekten Tod gewidmet. Heerscharen von Meistern ihrer Kunst arbeiten an einer durchinszenierten Aufbahrungschoreographie, vom passenden letzten Gesichtsausdruck (erhaben oder amüsiert schmunzelnd, bei Kindern gerne mit strahlendem Engelslächeln), über ein aufhübschendes Makeup bis zum aufwendig bestickten Totenhemd, vom Mahagonisarg bis zum passend duftenden Blumenarrangement.
Als ein Freund Barlows sich das Leben nimmt, ein ehemals erfolgreicher Drehbuchschreiber, der die Erfolgsleiter abwärts gerutscht ist, um schlußendlich sein Büro von jemand anderem besetzt zu sehen und daraufhin den Strick zu wählen, wird dem jungen Mann die Aufgabe übertragen, sich um die entsprechenden Bestattungsmodalitäten zu kümmern. So kommt er in Kontakt mit der liebreizenden Aimée Thanatogenos, einer Makeup-Artistin in den Diensten der „Elysischen Gefilde“ und…
Nun ja, ich möchte nicht zuviel verraten. Nur so viel: dem verstorbenen Freund Barlows dürfte im Leben nicht halb soviel Aufmerksamkeit zuteil geworden sein wie nach seinem Ableben. Und Evelyn Waugh scheint kein Freund amerikanischer Geflogenheiten gewesen zu sein. Selten schreibt er so bitterböse, lässt er an seinen Protagonisten so wenig gute Haare. Waugh wäre aber nicht Waugh, wenn er nicht trotzdem herrlich amüsante Stellen eingebaut hätte, wenn er nicht Witziges im Geschäft mit dem Tod entdeckt und den Finger darauf gelegt hätte, wenn es nicht ein paar entzückend skurrile und überspitzt dargestellte Charaktere gäbe, die einen böse kichernd zurücklassen.
Ich persönlich liebe die Romane Waughs sehr und ich hoffe, dass dieser Autor, dessen Bücher kein bißchen eingestaubt sind, dessen Sprache auch nach Jahrzehnten noch frisch und spritzig geblieben ist, dass dieser Autor noch lange, lange Zeit seine Leser finden wird.
Ich danke dem Diogenes Verlag sehr herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.
Weitere Rezensionen lesen: Tod in Hollywood | Evelyn Waugh