Dass es einen Gender-Pay-Gap gibt, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Aber dass Medikamente bei Frauen häufig falsch dosiert sind und sogar Schnee schaufeln diskriminierend sein kann, habe ich in diesem Buch gelernt. Denn die Welt wird mit den Augen der Männern gestaltet: Der Schnee wird zuerst auf den Hauptstraßen geräumt, Bürgersteige, Fahrradwege kommen erst später, wenn nicht sogar der Schnee der Straße zuerst mal auf dem Gehweg zwischengelagert wird. Was daran diskriminierend ist? Weil immer noch der Mann das Auto bekommt, um zur Arbeit zu fahren. Und die Frauen, gerade wenn sie Mütter sind, viele Wege zu Fuß machen: zur Kita, in die Schule, zum Klavierunterricht oder zum Bus, zur U-Bahn. Wenn dann noch Schnee liegt, ist das nicht nur mühselig, sondern erhöht die Unfallgefahr weitaus mehr als in einem geschützten Fahrzeug. Und das ist nur ein Beispiel von vielen, an denen Caroline Criado-Perez zeigt, dass uns ein Wechsel des Blickwinkels gut tun würde. Das würde nicht nur zu mehr Gerechtigkeit beitragen, sondern auch zu mehr Zufriedenheit.
Ein absolut lesenswertes Buch, leider bin ich mir aber nicht sicher, ob alle Zahlen stimmen. Ein Beispiel: In einem Kapitel geht es um die Rückkehr von Frauen in Beruf nach der Geburt eines Kindes. Es geht um die Frage, ob finanzielle Unterstützung oder Elternzeit die beste Option ist. Positive und negative Bespiele aus verschiedenen Nationen werden besprochen, jedoch nicht das deutsche Modell mit Elterngeld für Mutter und Vater. Aber auch mit dieser Einschränkung: Empfehlenswert!
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