- Die Protagonisten und ihre Geschichte
Sofia Bauer hat ihr Leben während ihrer Beziehung zu Alberto vollständig nach ihm ausgerichtet und ihren Beruf aufgegeben. Sie bemerkt, dass ihr etwas in ihrem Leben fehlt. Als sie bei einem alten Buchhändler ein abgenutztes Buch von Carl Philipp Fohr entdeckt, den sie sehr verehrt, beschließt sie, das Buch zu restaurieren. Bei dieser Arbeit entdeckt sie einen versteckten Brief einer gewissen Clarice Marianne von Harmel, die im 19. Jahrhundert gelebt hat.
Wie für Sofia selbst waren Bücher auch für Clarice die Möglichkeit, der Realität zu entfliehen und in andere Welten einzutauchen. Die junge Adelige erzählt in der Aufzeichnung aus ihrer Kindheit und Jugend und dass sie heimlich in der Kunst des Buchbindens ausgebildet wurde, was zu jener Zeit Männern vorbehalten war.
Sofia ist fasziniert von Clarice, sie findet ein Stück weit wieder zurück zu sich selbst und sie hofft, in zwei anderen Bänden weitere Briefe von Clarice zu finden, da deren Geschichte noch nicht abgeschlossen zu sein schien. Unterstützung findet sie dabei in dem Graphologen Tomaso Leoni. Bei ihrer Suche nach den Büchern, die sie quer durch Europa führt, stoßen die beiden auf eine unglaubliche Geschichte.
- Meine Gedanken zum Buch
Cristina Caboni erzählt im Wechsel die Geschichten von Sofia und Clarice, wobei jedes Kapitel mit einem Zitat bedeutender Persönlichkeiten wie beispielsweise Johann Wolfgang von Goethe, Oscar Wilde, Charles Dickens, Victor Hugo und anderen überschrieben ist.
Wenngleich wir es nicht schaffen, die Dinge unseren Wünschen anzupassen, passen sich mit der Zeit unsere Wünsche an.
(Marcel Proust, Zitat aus Kapitel 13)
Die Autorin zeigt auf, wie sich das Leben von Frauen in den vergangenen Jahrhunderten verändert hat. Dabei hat sie wunderbar herausgearbeitet wie Clarice mit vielen Widrigkeiten ihrer Zeit zu kämpfen und sich den Männern unterzuordnen hatte. Im Gegensatz zu ihr hätte Sofia in der Gegenwart so viel mehr Möglichkeiten, die sie aber freiwillig aufgegeben hat, um sich den Wünschen ihres Mannes zu beugen. Was die beiden Frauen vereint ist ihre Liebe zu Büchern und der Buchbinderei, durch die sie sich verwirklichen können und die ihnen Sicherheit in ihrer jeweiligen Situation bietet, so dass sie sich beide weiterentwickeln können.
Das Buch hat mich nicht sofort eingenommen, aber es hat mich von Seite zu Seite mehr fasziniert. Obwohl ich kein Fan historischer Romane bin, hat mich die Geschichte um Clarice sogar mehr in den Bann ziehen können, als die Geschichte um Sofia. Die teilweise tiefgründige Thematik hat Cristina Caboni in einem wunderbar leichten Schreibstil verarbeitet. Leider ergibt sich dadurch auch ein Kritikpunkt, nämlich der, dass die Szenen, in denen Clarice mit Gewalt konfrontiert wird, durch den lockeren Schreibstil ein wenig verharmlost wurden.
Doch der Roman ist seinem Titel abolut gerecht geworden. Der Zauber von Büchern war zwischen den Seiten spürbar und es war herrlich, zu erleben, wie die beiden Frauen sich durch ihre Liebe zu geschriebenen Worten verändert und ihren Weg gefunden haben.
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