Ein begeisternder Roman, der bereits 1929 im S. Fischer Verlag verlegt wurde und jetzt noch im Weidle Verlag erhältlich ist. Der Text lebt von der Dualität und man meint förmlich, seinen Atem dem Sprach- und Erzählrhythmus anzupassen. Die Dualität lebt besonders in den literarischen Beschreibungen der Natur, der Städte und Errungenschaften der Technik und Maschinen. So ist der Titel „Donner überm Meer“ auch kein Naturschauspiel, sondern das Dröhnen des sich vom Land entfernenden Flugzeugs. Das Abheben und das Verlassen des Natürlichen bleibt eines jener Beweggründe der menschlichen Charakterisierungen im Roman. Ein Text, der ganz genau hinsieht und beschreibt. Das Leben steht auch oft im Kontext zum Sterben. Immer wird auch das Vergängliche anhand von Naturbildern vergegenwärtigt. Die Maschinen dagegen glänzen oft in ihrer prachtvollen Funktionsweise. Dies als Kritik oder als Begeisterung zu sehen, liegt am Leser und seiner eigenen Interpretation.
Die Erzählweise ist eine ganz moderne und sehr literarische. Gleich am Anfang begeistert und fasziniert die Sprache, die jene Qualität bis zum Ende beibehält.
„Der Stein und ich lächeln uns an aus den vielen Falten, die der Regen und der Wind in uns hineingewaschen hatte. Unsere Gesichter glänzten vor Nässe. Regen troff aus den grauen und schwarzen Flechten, die auf dem Stein wuchsen wie eine Mondlandschaft mit Kratern; Regen fiel Tropfen um Tropfen vom Rand meiner rauhwolligen Mütze.“
Ein Mann, der Ich-Erzähler, ist in Irland und wandert viel durch die Natur. Er beobachtet und erlebt die Landschaft. Er ist ein Schriftsteller und reist allein, um seinen Roman endlich zu vollenden.
Neben den Beschreibungen seiner Reise lesen wir seinen Roman, mit dem er ringt. Dieser handelt von Fonck, einem Piloten, der in einer Großstadt auf Lala trifft. Sie kommt gerade von einer zweifelhaften Behandlung eines zwielichtigen Arztes. Lala hat eine heimliche Abtreibung vornehmen lassen. Fonck sieht sie und fühlt sich zu ihr hingezogen. Er nimmt sie mit auf sein Gästezimmer. Doch bevor er mehr über sie in Erfahrungen bringen kann, muss er den Notarzt rufen, da der Eingriff nicht professionell durchgeführt wurde. Eine neue Operation kann sie aber auch letztendlich nicht retten und die keimende Liebe kränkelt und versiegt.
„Mit gesenktem Kopf schritt er, unnahbar, in den Visionen seiner Einsamkeit.“
Der eigentliche Erzähler, der Schriftsteller, der von seinen Reisen erzählt, taucht neben der Erzählung rund um Fonck und Lala immer häufiger auf. Er beschreibt seine Wanderungen in Irland und seine Reise, die letztendlich in Hamburg enden wird. Alle und alles ist miteinander verwoben. Das Innere und Äußere, das Oben und Unten sowie die Natur und das Städtische. Eine Sehnsucht nach Versöhnendem keimt im ganzen Text. Versöhnung von Mensch und Maschine, von Frieden in der Beziehung zwischen Natur und Mensch. Die tödliche Beziehung beendet die Sehnsucht und erschafft dadurch etwas Neues. Ein Reisebericht, der zum Roman wird und sprachlich und inhaltlich immer noch begeistert.
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